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Als Ernest und sein Bruder Raoul Daltroff im Jahre 1903 den Laden „Caron“ in der Pariser Rue de la Paix eröffneten, hatten sie schon einen Versuch hinter sich, das kleine Parfumgeschäft „Emilia“ in der Rue Rossini. Über die Daltroffs ist nicht sonderlich viel bekannt, außer dass sie einer russisch-jüdischen Familie entstammten und Ernest als Weltenbummler sowohl zahlreiche Eindrücke von seinen Reisen in Europa und auch Süd- und Mittelamerika als auch seltene Ingredienzen mitgebracht hatte. Auch über eine spezielle Duftausbildung weiß man nichts, nur dass die Brüder den erlesenen Düften der Frau Mama ausgesetzt waren.
Schon 1906 stieß Félicie Wanpouille als kreativer Kopf hinzu und war zuerst hauptsächlich für die Gestaltung der Flakons und Verpackungen zuständig. Aber Wanpouille war viel mehr als das – sie war auch Ernest Daltroffs Partnerin und Muse. Im gleichen Jahr veröffentlichte Caron auch den ersten Duft, der größeren Erfolg haben sollte: „Chantecler“ - den endgültigen Durchbruch sollten sie allerdings mit „Narcisse Noir“ von 1911 haben, den Duft, den Gloria Swanson viel später im Hollywood-Film „Sunset Boulevard“ von 1950 in Händen hielt.
1939 musste Daltroff vor den deutschen Besatzern fliehen und kam über Kanada in die USA. Wanpouille führte das Geschäft in dieser Zeit weiter und arbeitete mit Daltroffs Assistenten, dem Parfumeur Michel Morsetti. So konnte Caron auch weiterhin Parfums herausgeben. Daltroff starb 1947 mit 80 Jahren, Wanpouille führte das Haus bis 1962 und starb 1967 mit 93 Jahren.
1998 ging Parfums Caron in den Besitz der Alès Gruppe über. Der derzeitige Hausparfumeur ist Richard Fraysse.
Herauszuheben aus der Vielzahl der Düfte ist natürlich das heute noch hergestellte „Narcisse Noir“, vor allem aber auch „Tabac Blonde“ von 1919. Dieser Duft war zur damaligen Zeit ebenso unerhört wie jene, denen er gewidmet war: den in der Öffentlichkeit rauchenden Frauen. Damit wurde der Duft zu einer Ikone der freien und selbstbewussten Frau. In die gleiche Kerbe schlug auch der Duft „En Avion“ von 1929, der den fliegenden Frauen zugeeignet war, zu einer Zeit als die ersten Transatlantikflüge möglich wurden und auch Frauen sich die Fliegerei eroberten.
Bei der Prominenz, vor allem der exzentrischen, waren Carons Düfte schon immer ein großer Erfolg. So trägt Karl Lagerfeld im Dezember keinen anderen Duft als „Nuit de Noël“, den Duft mit den animalischen „Mousse de Saxe“-Noten. Marlene Dietrich bevorzugte „Coup de Fouet“, den Peitschenhieb - „Poivre“ ist hier das Parfum-Äquivalent – ein Nelken-Pfeffer-Duft, den Caron 1954 veröffentlichte.
© Aus Liebe zum Duft (hb)