Berliner Luft, Berliner Duft
Als 1856 der Klavierbauer Joachim Friedrich Schwarzlose eine Drogeriehandlung in der Markgrafenstraße 29 eröffnet, ist Berlin bereits eine Großstadt. Dass so eine Stadt sich zu parfümieren sucht, liegt auf der Hand. In Ermangelung duftender Lavendelfeder und von Sonne verwöhnter Rosen, wie sie in Frankreichs Süden zur Parfumherstellung destilliert werden, hilft man sich mit den Errungenschaften der Industrie.
Dank der sich rasant entwickelnden Naturwissenschaften entstehen teure Duftwasser. Wiege der deutschen Riechstoffindustrie ist die 1829 in Leipzig gegründete Firma Spahn & Büttner. Sie liefert jene Duftstoffe, aus denen auch die Familie Schwarzlose bis in die ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts ihre Verkaufsschlager „Rosa Centifolia – der Duft der dunkelroten Gartenrose“, „Hymen, Jasmin in vollendeter Natürlichkeit“, das „erstklassige deutsche Phantasieparfum Royalin“ oder das „beliebte Herrenparfum Finale“ kreiert.
Verlangt die Mode um 1900 von Parfum noch eine möglichst genaue Wiedergabe des Duftes einer Blüte – Maiglöckchen, Veilchen, Rose oder Flieder als vorherrschende Noten der Zeit – tritt immer stärker die Kunst des Komponierens olfaktorischer Fantasien in den Vordergrund. Aus mehreren Noten kreierte Parfums kommen auf und bereichern als Flakons und Seifen, Puder und Taschensprays die Warenauslagen, etwa „Chyperana, ein Chypre-Parfum“. Das Sortiment wächst um Zimmerparfums, Haaröle, Kopfwasser, Eau de Toilettes und Riechfläschchen in einer Vielzahl unterschiedlicher Intensitäten und Verpackungsspielarten.
J. F. Schwarzlose Söhne: von Berlin bis Baccarat
Zur Jahrhundertwende lancieren die inzwischen kaiserlich-königlichen Hoflieferanten J. F. Schwarzlose Söhne den Frauenduft „1A-33“. Der ungewöhnliche Titel verweist auf das Automobilkennzeichen für Berlin – und erhebt damit die Firmenheimat zu einem Zentrum deutscher Parfumherstellung. Der schlichte, im zeitgeistigen Art-Déco-Stil gehaltene Glasflakon greift in der Glasform und im Etikett die Idee des Kühlergrills auf – ein Hinweis auf die mondäne Lebenskultur in der intellektuell geprägten und schon zur Kaiserzeit freigeistigen deutschen Hauptstadt.
Von hier aus entsendet J. F. Schwarzlose Söhne, ganz am Puls der Moderne, bald seinen ersten Parfumautomat in die englischsprachige Welt: „Perfume Soap-Powder“ verspricht der mit den vier Düften „Eau De Cologne“, „Rosa Centifolia“, „Lilaflor“ und „Melati Radja“ bestückte Automat, für einen Cent auf ein vorgehaltenes Taschentuch zu sprühen.
An zeitgemäßen Duft-Kompositionen denkt sich die Schwarzlose-Geschäftsführung weitere Titel aus, darunter „Treffpunkt 8 Uhr", „Electra Muget“, aber auch „Chic“ mit Anklängen an französisches Savoir Vivre und das ledrige „Peau d’Espagne“. Mit „Rose Royalin“ und „Violette Royalin“ von 1911 erklimmen die Schwarzloses sogar eine weitere Stufe der Exklusivität: Diese Düfte veredeln Flakons von „Cristalleries Baccarat“, den berühmten Kristallglas-Erzeugern aus Lothringen.
Was ist J. F. Schwarzlose Berlin im Jahr 2012?
Die Serie neuer Parfums von J. F. Schwarzlose Berlin umfasst Kreationen, die wie ein Spiegel des modernen Berlins fungieren. Konzipiert für Duftkenner, Genießer und Individualisten, sind sie souverän und selbstbewusst, ohne laut sein zu müssen, kosmopolitisch und zeitgemäß, originell und authentisch, jenseits jeder Mainstream-Attitüde.
Mit anderen Worten: Sie sind so exzentrisch, extravagant und schillernd wie die Stadt Berlin selbst. Ihre Basis liefern edle Parfumöle in hoher Konzentration, Flakons und Verpackung eint ein stilvolles, reduziertes und hochwertiges Design. Markante Glasflakons mit schweren Böden, die in Anlehnung an die historischen Vorbilder das eingestanzte Markensignet tragen, runden speziell handgefertigte, gedrehte Messingkappen ab. Die Hauptfarben sind Schwarz und Gold, runde Etiketten greifen das traditionelle Signet der Marke auf: eine aus den Anfangsbuchstaben JFSS gebildete Blüte.
Als Hommage an die Markengeschichte und im Zuge eines Revivals knüpfen die beiden ersten neuen Kreationen an alte Erfolge an: „1A-33“ und „Treffpunkt 8 Uhr“. Diese Interpretationen der Schwarzlose-Klassiker atmen „Berliner Luft“, sind modern, ohne abgehoben avantgardistisch sein zu wollen: Düfte von J.F. Schwarzlose Berlin sind von einer Intellektualität, die vom Anspruch auf das Feuilleton befreit ist. Sie sind zugleich Rock’n’Roll und Bohemien. Sie sind extrem, machen süchtig – sie tragen das Herz von Berlin in jeder Note.
Weniger