April, April

„Laut flötet der Wind durch den Haselnussstrauch,
Schneeflocken durchwirbeln den Hain,
Bald Hagel, bald Regen und eisiger Hauch,
Bald lachendster Lenzsonnenschein.
Ich weiss ja, dass kurz dieser Sonnenblick dauert,
Dass Hagel und Regen und Schneefall schon lauert
Und Nordwinds erstarrendes Wehn,
Und dennoch mich freudige Hoffnung durchschauert,
Es ist ja so schön, ja so frühlingshaft schön.“

Selten wurde der April beseelter beschrieben als in diesem Gedicht von Hermann Löns. Nur war die banale Realität in diesem Jahr leider weniger poetisch, als vielmehr erstmal dunkel, kalt und nass. Mit anderen Worten: Statt Himmelblau, gab es norddeutsches „Schiet- und Schmuddelwettter“. Dabei hatte alles so gut angefangen, denn der März brach in mehrfacher Hinsicht Rekorde. Bereits in den ersten Tagen setzte sich ein „Betonhoch“ über Deutschland fest und dominierte den gesamten Monat mit Sonne satt. Im Umkehrschluss bedeutete das zwar zu wenig Regen, aber, des einen Leid ist des anderen Freud: Wenig Regen ist blöd für Landwirtschaft und Garten, ich hingegen war begeistert. Endlich mal wieder ein Frühling, der seinem Namen Ehre macht, mit zartem Grün an den Bäumen und einem Himmel, der mit den knallblau blühenden Traubenhyazinthen, Blausternen und Vergissmeinnicht um die Wetter strahlte. Am Ende lag der März in diesem Jahr mit 235 Sonnenstunden weit über dem Durchschnitt und kein März - zumindest seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnung 1881 - war jemals sonniger.

 

ALZD-April

 

Und dann kam der April und erwischte uns im wahrsten Sinne des Wortes kalt: Pünktlich zum 1. April zeigte uns das Wetter die eisige Schulter und statt Frühlingsgefühlen gab es dank Nachtfrost und eisigem Wind erstmal Kälteschauer. Vorbei waren erste windgeschützte Abendessen im Garten und die voreilig aufgebauten Terrassenmöbel verschwanden wieder im Winterlager. T-Shirt und Turnschuhe wurden wieder durch Stiefel, Strickschal und Wintermantel ersetzt, und selbst unsere solarbetriebenen „Sonnengläser“ tankten keine Energie, sondern standen in Regen und Schneematsch. Dabei war es kein eintägiger Kälteausrutscher als Aprilscherz, sondern der Winter war tatsächlich zurück. Die Meteorologen bezeichneten das übrigens als „Polarpeitsche“. Der Grund: Der sog. Polarwirbel ist in diesem Jahr ungewöhnlich früh gebrochen, so dass die kalte Luft aus den Polarströmen entwich und auf der nördlichen Erdhalbkugel für derartige Kälteeinbrüche sorgte. Mit anderen Worten: Der April war erstmal zu kalt und zu nass und meine Laune dementsprechend im Keller.

Eigentlich hatte ich den April, und damit den Frühling ja bereits abgeschrieben, als plötzlich kurz vor Ostern die Temperaturen innerhalb weniger Tage von lausigen drei Grad auf lauschige 17 Grad Celsius stiegen. Im Kanon mit singenden Vögeln, blühenden Obstbäumen, grün sprießenden Blättern und ganzen Teppichen cremefarbener Buschwindröschen haben wir schlussendlich seit Ostern das reinste Bilderbuchwettter, und ich bin versöhnt.

April, April, der macht was er will! Weiß man, kennt man und doch fall ich jedes Jahr wieder auf diesen Monat der vielversprechenden Möglichkeiten rein und denke, dass der Winter endgültig vorbei ist. Und wie in jedem Jahr kommt es anders als gedacht. Wie schön ist es doch zu wissen, dass es jederzeit duftenden Ersatz gibt: von Frühlingsluft und Kräutergrün bis regennass und blütenzart bleibt kein Wunsch offen. Übrigens, am 1. und 2. Mai soll es hier noch einmal schneien. Ehrlich gesagt; ich glaube das erst, wenn ich es sehe.

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.


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