Auf die Sinne, fertig, los – Willkommen in der Welt der Savory Gourmands
Kürzlich bin ich über eine Werbung für eine Sojasoße gestolpert, die neben einem abenteuerlichen Preis von 80 Euro für 100 ml vor allem durch „besonders viel Umami“ punkten wollte – zumindest laut Hersteller. Keine Ahnung, wie es Ihnen geht, aber von „Umami“ hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gehört. Möglicherweise ist es eine neuartige Zutat, ein besonderes Herstellungsverfahren oder einfach nur überflüssig-dekadenter Luxus, irgendwo zwischen Otternasen und gefüllten Jaguarohrläppchen?
Weit gefehlt: Umami wurde bereits 1908 von dem japanischen Chemiker Kikunae Ikeda entdeckt, als er die geschmackliche Grundlage von Kombu untersuchte, einer Algenart, die in der japanischen Küche traditionell für Brühen verwendet wird. Er identifizierte die Aminosäure L-Glutamin als Träger des charakteristischen, herzhaft-pikanten Geschmacks und nannte diesen „Umami“ – Japanisch für „wohlschmeckend“ oder „herzhaft“. Mit seiner Forschung legte Ikeda zudem den Grundstein für das Gewürz Glutamat, das genau diesen Geschmack künstlich verstärken sollte. Glutamat wurde schnell populär, insbesondere in der asiatischen Küche, geriet jedoch ab 1968 in Verruf. Viele Menschen in den USA und Europa berichteten nach einem Besuch im China-Restaurant über Symptome wie Schwäche, Kribbeln oder Taubheit und machten Glutamat dafür verantwortlich. Doch Vorsicht: Glutamat ist nicht mit L-Glutamin gleichzusetzen. Während Glutamat ein Geschmacksverstärker ist, ist L-Glutamin eine natürliche Aminosäure, die den Körper auf vielerlei Weise unterstützt – von der Funktion des Immunsystems über die Produktion von Antikörpern bis hin zur Stärkung der Darmbarriere. L-Glutamin kommt in Lebensmitteln wie Hartkäse, Fleisch, Fisch, Sojabohnen, Pilzen, Nüssen, Linsen, Nudeln und sogar in der Muttermilch vor. Auch wenn uns der Begriff „Umami“ möglicherweise fremd ist, kennen und lieben wir den Geschmack seit langem: Es ist der herzhaft-würzige, leicht salzige Genuss, den wir intuitiv schätzen.
Und was hat das alles mit Parfum zu tun?
Geschmack und Geruch sind eng miteinander verbunden, denn sie beruhen auf ähnlichen biologischen und emotionalen Mechanismen. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir automatisch wie ein Schweizer Käse riechen wollen, nur weil wir ihn gerne essen. Aber vor allem Gourmand-Düfte bauen eine faszinierende Brücke zwischen unseren Vorlieben für bestimmte Geschmacks- und Geruchsnoten. Neben den süßen Gourmands mit Noten von Vanille, Schokolade, Macarons, Crème brûlée oder Karamell, die schon seit Jahren die Duftregale dominieren und sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen, hat sich in jüngerer Zeit eine aufregende Unterkategorie entwickelt: die Savory Gourmands. Diese Düfte erinnern weniger an die Konditorei und mehr an die Gewürzküche. Sie brechen mit der Konvention, dass Gourmand-Düfte immer süß sein müssen, und setzen stattdessen auf pikante, würzige oder sogar salzige Akzente. Safran, Trüffel, Cumin, Zimt, geröstete Kastanien, Nüsse, Rum oder Kaffee spielen bei den Savory Gourmands eine Hauptrolle. Oft werden sie ergänzt durch eine weiche Ledernote in der Basis und bieten eine harmonische Balance aus Wärme und Würze. Parfumkreationen, die perfekt sind für alle, die einen Gourmand-Duft jenseits der klassischen Schokoladen- und Marshmallows Bomben suchen. Insofern sind Savory Gourmands nicht nur die Umami-Momente in der Parfümerie, sondern neben den klassischen Gourmands eine überraschend komplexe und avantgardistische Alternative, die auch Männern gefällt.