Beach Queen
Sand ist Sand und Palme ist Palme. Hauptsache 30 Grad Celsius, Strand, sanfte Wellen, ein Handtuch und ein Bikini - mehr brauchte ich in den 90er Jahren nicht. Drei Wochen mit Rucksack oder bestenfalls Reisetasche durch Thailand, kein Problem. Wichtig: kein unnötiger Ballast, ein Wasserkocher und frische Bettwäsche - falls es die in den damals von uns bevorzugten Billig-Hotels nicht gab. Die Klamotten wurden ohnehin in Form von Sarongs und Thaihosen vor Ort gekauft. Davon abgesehen, hatten wir für weitere Annehmlichkeiten des gehobenen Lebensstandards weder Sinn noch ein Budget. Kein Wunder, dass wir mit Rollenkoffer anreisende Quelle-Pauschaltouristen auf Koh Samui mit Verachtung straften. Ich fand Liegestühle am Strand ebenso überflüssig wie Privatstrände, Sonnenschutzmittel oder eine Auslandsreisekrankenversicherung.
Heute, gefühlte hundert Jahre später, weiß ich hingegen die eine oder andere Annehmlichkeit nicht nur unterwegs, sondern auch am Reiseziel durchaus zu schätzen. Sei es gutes Reisegepäck oder ein Sonnenschirm am Strand - Komfort hat seine Vorteile. Zumindest, wenn man wie ich die 50 deutlich überschritten hat und bestenfalls als Beach Queen und nicht als Backpacker-Strandprinzessin aus dem Flieger steigt. Heute liebe ich meinen Leichtmetall-Rollenkoffer, den ich hemmungslos mit Dingen vollstopfen kann, die ich wahrscheinlich nicht brauche, aber einfach gerne mitnehmen möchte - ob zehn Paar Strandsandalen, fünf Badeanzüge, Bücher, literweise Sonnenschutz, Makeup-Essentials oder was auch immer. Während früher ein Walkman und drei Kassetten reichten, sind es heute diverse elektronische Devices, Laptop nebst Equipment wie Kabel, Ladegeräte und Stativ, die mit müssen. Dafür fährt mich heute ganz dekadent ein Taxi ins Hotel, und ich muss nicht wie damals bei 38 Grad zu Fuß mitsamt Gepäck am Strand nach einer bezahlbaren Unterkunft suchen.
Vieles, was man heute mit dem Weichzeichner der Vergangenheitsverklärung idealisiert, war damals tatsächlich besser: z.B. waren die öffentlichen Strände nicht wie heute heillos zugebaut und überfüllt - weder mit Menschen noch mit Jetskis, Diskotheken oder Strandbars. Heute bin ich dankbar für den ruhigen, feinsandig weißen Privatstrand eines Resorts ohne Myriaden von Strandhändlern, die einem Uhren, T-Shirts, Ananas, Hühner, Schmuck, Sarongs oder was auch immer verkaufen wollen. Apropos Strand: Wohl jeder Thailandreisende hat irgendwann den Film „The Beach“ gesehen oder das Buch gelesen. The Beach heißt in Wirklichkeit „Maya Bay“ und war vor Beginn der Dreharbeiten tatsächlich so malerisch, wunderschön und einsam wie man es im Film sieht. Die Folge war ein unendlicher Strom von weil über zwei Millionen Tagestouristen pro Jahr, die den 250 Meter langen Strandabschnitt total verwüstet haben. Aktuell ist die Bucht zum wiederholten Mal gesperrt, damit sich die Natur erholen kann. Übrigens, was den berühmt berüchtigten „Sex on the Beach“ betrifft, fand ich die Realität schon damals eher enttäuschend, denn auch der schönste Strand ist nass, sandig, unbequem und nachts stockdunkel. Und sollte er nicht stockdunkel sein, ist die berüchtigte „Erregung öffentlichen Ärgernisses" nicht weit und kann zu ernsthaften Schwierigkeiten führen. Also lassen und stattdessen lieber gleich den gleichnamigen Cocktail mit Wodka, Pfirsichlikör, Grenadine und Orangensaft genießen.
Was ich übrigens weder damals noch heute nicht im Reisegepäck benötige, ist eine Parfumsammlung. Generell ist die Verbindung von Sonnenschein und Duftwasser suboptimal. Ätherische Öle und manche Duftstoffe wirken photosensibel, d.h. sie steigern die Lichtempfindlichkeit der Haut und damit das Risiko für einen Sonnenbrand oder schwer entfernbare Flecken auf der Haut. Außerdem kann das verdunstende Parfum in der Verbindung mit Schweiß und Sonnencreme zu Hautreizungen führen. Weiterhin schädigen UV-Strahlung und Hitze den kostbaren Flakoninhalt. Parfums, vor allem die richtig teuren mit einer hoher Konzentration und natürlichen Ingredienzien, oxidieren in hellem Licht, werden dickflüssig und können „kippen“. Unschwer zu erkennen an einem klebrig verharzten Sprühkopf und am veränderten Geruch. Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie generell kein Parfum mitnehmen sollen. Von vielen Parfums gibt es wunderschöne Travelsizes und außerdem Zerstäuber, die man selbst befüllen kann. Aber möglicherweise ist es sowieso die beste Idee, sich für einen einzigen und möglichst neuen Duft zu entscheiden. Denn so konserviere ich meine schönsten Urlaubserinnerungen. Sei es die prickelnd salzige Meeresluft im neuen Hotspot Comporta, über den tropischen, Ylang Ylang geschwängerte Abend in Asien bis zum glitzernd weißen Karibikstrand - dieser eine von Ihnen gewählte Duft wird Sie für immer an ihren Traumurlaub erinnern und zur Beach Queen machen, wo immer sie gerade sind. Übrigens können Sie den „Lifeguard“ von Hunq ohne Risiko getrost jederzeit mit nach Hause nehmen.