Der Sommer ist, was wir daraus machen

In einem Land, dessen Bürger als „Volk notorischer Nörgler“ verrufen sind, hat es das Wetter generell schwer. Bestenfalls taugt es als ewiges Small Talk Thema. Man muss sich also nicht großartig wundern, dass der Sommer hierzulande eigentlich nur in die Hose gehen kann. Entweder ist er zu trocken, dann ist er zu nass; dann wiederum ist er zu kalt oder es regnet zu viel. Nur so richtig schön ist er in der allgemeinen Wahrnehmung selten. Außer im Jahr 2006. Da war der Sommer endlich mal rundum gelungen, denn Deutschland wurde Fußballweltmeister. Dank täglichem Public Viewing, allabendlicher Partystimmung nebst Autokorso in der Innenstadt, ging der Sommer damals als „Sommermärchen“ in die Annalen ein. Da vergisst man schnell, dass es auch 2006 Hitzerekorde mit Temperaturen weit über 38 Grad gab, dass damals wie heute verheerende Waldbrände in ganz Europa tobten, und der Juli schlussendlich mit dem „Prädikat“ wärmster Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Statistik einzog. Es drängt sich natürlich die Frage auf, warum heute als Katastrophenhitze, Unwetter und Albtraumsommer wahrgenommen wird, was damals märchenhaft war. Der Unterschied von einem Grad mehr oder weniger wird es nicht sein, zumal die meisten Autos, Arbeitsplätze sowie Ladengeschäfte mittlerweile klimatisiert sind und auch die Isolierung der Häuser und Wohnungen eher besser als schlechter ist.

 

 



Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Dürre und Trockenheit sind eine Katastrophe für die Natur und 40 Grad im Schatten eine Ansage. Und natürlich weiß ich aus eigener Erfahrung, dass selbst Höchsttemperaturen im Urlaub anders empfunden werden als an einem nicht klimatisierten Arbeitsplatz. Warum man allerdings auf der einen Seite über die Hitze jammert, andererseits millionenfach einen Haufen Geld dafür bezahlt, an Orte zu fliegen, wo man vor lauter Hitze weder barfuß am Strand laufen, noch unbedacht in der Sonne liegende Bestecke beim Lunch anfassen kann, erschließt sich mir nicht so wirklich. Lassen wir uns also nur anstecken von medial geschürter Hysterie? Ich beobachte jedenfalls, dass die Medien in jegliche Form von Katastrophenszenario geradezu verliebt zu sein scheinen, indem Tag für Tag die weltweiten Katastrophen in elegischer Breite ausgerollt werden. Sicherlich auch, weil Tag für Tag unzählige Nachrichtensendungen, Magazine, Brennpunkte und Talkshows mit relevanten Themen Quote machen müssen. Leider wird uns so auch vermittelt, dass jeder einzelne von uns sich in einer beängstigenden Katastrophendauerschleife befindet. Natürlich sind Kriege, Waldbrände, Überflutungen, Dürre, Lebensmittelknappheit, Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit, Krankheit und Klimawandel eine Katastrophe, die jeden von uns in Mitleidenschaft ziehen. Jedoch kein Sonnenblumenöl oder kein Mehl kaufen zu können, ein drohendes Tempolimit, eine Reduzierung der Raumtemperatur um wenige Grad, und selbst sehr heiße Sommertage sind unangenehm und nervig, jedoch meiner Meinung nach keine Katastrophe. Zumal wir im Gegensatz zum Rest der Welt, auf höchstem Wohlstandsniveau jammern und leiden. Gelten wir zu Recht als „arme, reiche Miesepeter“, wie das Fazit im Spiegel zu einer 2011 veröffentlichten OECD Zufriedenheitsstudie lautete? Trotz wirtschaftlicher Höchstwerte landete Deutschland im „kumulierten Glücksindex“ hinter Mali und Ägypten und vor Algerien und Guatemala auf dem 47. Platz und damit im gepflegten Mittelmaß. Selbst Länder wie Länder wie Nigeria, Kirgisien oder Ruanda lagen in Sachen Zufriedenheit vor uns.

Obwohl unser privilegiertes Wohlstandsleben und die wirtschaftliche Spitzenstellung in Europa nicht unerheblich auf billige Energieeinfuhren aus Russland zurückzuführen ist, treffen hierzulande selbst kleinste Einschränkungen und Veränderungen auf erbitterten Widerstand. Einer klagt immer und zwar gerichtlich. Da darf man sich schon wundern, dass beispielsweise in Spanien innerhalb kürzester Zeit weitreichende Energiesparmaßnahmen beschlossen und umgesetzt werden. Während in Deutschland bereits die Diskussion um eine Absenkung der Raumtemperatur um wenige Grad zwar kein Ergebnis hat, sondern dafür zu Hamsterkäufen von extrem stromfressenden Heizradiatoren führt.

Statt zu jammern und notwendige Sparmaßnahmen auszuhebeln, sollten wir uns lieber ein paar warme Wollpullover zulegen. Und wir sollten auch die heißen Sommertage mit kalten Fußbädern, kühlen Cocktails und lauschigen Gartenfesten genießen, denn das Wetter ist immer das, was wir daraus machen. Man muss ja nicht so weit gehen wie einst Rumäniens Staatspräsident Nicolae Ceausescu, der mit gefälschten Wetterberichten und der Manipulation öffentlicher Thermometer die Bürger glauben ließ, dass die Temperaturen niemals unter 10 Grad Celsius fallen. Aber bevor Sie schlechte Laune bekommen, legen Sie sich lieber einen unserer exotisch tropischen Düfte zu. Denn wenn Sie mich fragen, ist das allemal besser für’s Gemüt als fortwährendes Nörgeln und Jammern.

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.


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