Farewell to Summer
Nach einem nicht enden wollenden Winter und dem ausgefallenem Frühling, kam Anfang Juni quasi über Nacht und übergangslos die große Sommerhitze. Endlich, dachte ich und war aus irgendeinem Grund davon überzeugt, dass wir verdientermaßen einen tollen Sommer haben werden. Gut, ein paar Grad weniger als die plötzliche Gluthitze wären angenehmer gewesen, aber sei’s drum: besser zu warm als zu kalt. Insofern war ich mehr als glücklich über sonnige Tage, warme Nächte, über gemütliche Grillabende auf der Terrasse und über Spaziergänge ohne dreimal durchzuregnen. Wenn Sie mich fragen, hätte das gerne bis September so weitergehen können. Während allerdings die halbe Nation noch über die Notwendigkeit der Einführung einer mittäglichen Siesta diskutierte, war plötzlich wieder Schluss mit lustig: Ende Juni war der Sommer quasi über Nacht ebenso schnell vorbei wie er gekommen war: Statt Sommer, Sonne und Biergarten gab es Starkregen, Kälte und Gewittersturm. Europa wurde entweder von verheerenden Waldbränden verwüstet oder versank wie das schleswig-holsteinische Heavy Metal-Festival Wacken im Matsch und Reutlingen sah dank einer 30 cm dicken Hagelschicht aus wie ein Wintersportort. Nur der eiserne Wille zum Energiesparen verhinderte, dass ich den Kälteeinbruch ohne Heizung verbracht und stattdessen lieber meine Pullover aus dem Winterlager geholt habe. Nachdem der August auch nicht besser war, hatte ich mich endgültig vom Sommer 2023 verabschiedet und schon mal meine Herbst- und Winterdüfte sortiert. Wie sich dann herausstellte, war das etwas voreilig.
Pünktlich zum meteorologischen Herbstanfang am 1. September hat sich der Sommer 2023 noch einmal berappelt und wie ein alternder Rockstar zu einer unerwarteten und groß angelegten Abschiedstournee entschlossen. Statt „Indian Summer“ erleben wir gerade einen indischen Sommer - nur ohne Monsun. Während ich begeistert bin, scheint die Natur diesen neuerlichen Umschwung weniger zu begrüßen. Nachdem die Pflanzen in der großen Junihitze vorzeitig vertrocknet waren, um anschließend im anhaltenden Starkregen zu vergammeln, scheint die neuerliche Hitze ihnen den Rest zu geben. Unsere selbstgezogenen Tomaten haben keine Sonnensüße, und um die wenigen Kirschen haben sich ohnehin nur die Elstern geprügelt und die Birnen sind übersäht mit braunen Stellen, die alles andere als appetitlich aussehen. Nur die Schnecken nutzen die Gelegenheit in den kühler werdenden Nächten und vertilgen die kümmerlichen Reste unseres Kräutergartens.
Kurz und klein, das Wetter im Sommer 2023 mit starker Hitze, Gewitterstürmen und enormen Niederschlagsmengen, mit Waldbränden, Erdrutschen und extremen Temperaturstürzen innerhalb weniger Stunden, sollte mittlerweile auch dem größten Idioten vor Augen geführt haben, dass wir den Klimawandel nicht mehr verhindern, sondern - wenn überhaupt - lediglich minimieren können. Sofern wir es denn wollen. Und was folgern wir daraus? Nichts bemerkenswertes. Die Benzinrasenmäher brüllen wie immer ebenso laut und lange durch die samstägliche Nachbarschaft, Motorräder müssen warm laufen (sonst bekommt es ja keiner mit), das Auto fährt für jede Kleinigkeit, mit der Flugreise belohnen wir uns für unsere anstrengende Arbeit und nicht wenige haben sich nochmal schnell eine „alte“ neue Gasheizung angeschafft, bevor das neue Heizungsgesetz dies untersagt. Dazu eine eine Regierung, die den Menschen einerseits ein schlechtes Gewissen macht und andererseits vieles beschließt, jedoch die Umsetzung nicht zu ende denkt.
Nun, es ist wie es ist, und ich bin wenig zuversichtlich, dass sich wirklich etwas ändert. Allerdings ist der nächste Winter aktuell gerade sehr weit entfernt. Ich genieße jetzt die Sonne, die letzten lauschigen Abende und Tafelrunden unter freiem Himmel und bilde mir sogar ein, gestern eine Sternschnuppe gesehen zu haben. Pullover, Wollsocken und Stiefel sind erstmal wieder auf Halde und meine sommerlichen Parfums wieder im Einsatz. Da ist es nun natürlich geradezu perfekt, dass Ulrich Lang sich wunderbarerweise dazu entschlossen hat, die eigentlich fürs nächstes Jahr geplante Lancierung seines neuen, zauberhaften Duftes „Suncrest“ vorzuziehen und uns den Spätsommer mit sonnengereiften, kalifornischen Pfirsichen zu vergolden. Die fein ausbalancierte, fruchtig cremige Reminiszenz an den Sommer ist nicht nur „perfect in time“, sondern eine Ode an den Sommer 23, der im statistischen Mittelwert so traumhaft erscheint, wie Suncrest tatsächlich ist.