Früher war alles einfacher ...

Früher war alles einfacher ...

Früher war alles einfacher … zumindest scheint es manchmal so, und zwar hinsichtlich der (Selbst)Bezeichnung von Parfums, oder nicht? Überschaubar gestaltete sich die Auswahl, die meisten Düfte fielen wahlweise in die Kategorie eines Eau de Toilette oder eines Eau de Parfum, mitunter lief einem auch ein Eau de Cologne über den Weg, das war es größtenteils aber auch schon. Heute liest man dann von Extraits, von Eaux Fraîche, von Intense-Varianten und vielem mehr, was vermutlich bei dem einen oder der anderen in schöner Regelmäßigkeit ein großes imaginäres Fragezeichen hinterlässt. Licht ins Dunkel bringen möchte ich deshalb heute an dieser Stelle bezüglich dieses begrifflichen Versteckspielchens :) Der Hintergrund der Bezeichnungen liegt selbstredend begründet in der Duftkonzentration.

Parfums bestehen, sehen wir einmal von einigen wenigen Ausnahmen ab, aus Alkohol – dieser macht ungefähr 80 Prozent einer Kreation aus. Dazu gesellt sich ein kleinerer Anteil destillierten Wassers und – ganz genau, Duftöl, wahlweise natürlichen und/oder synthetischen Ursprungs. Die Deklaration der Inhaltsstoffe von Düften ist seit 2005 EU-weit einheitlich geregelt mittels der Internationalen Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe, auch INCI-System genannt. Des Weiteren gilt für diverse (mögliche) Allergene die Richtlinie 2004/93/EC.

Das beantwortet allerdings noch nicht unsere Ausgangsfrage, sortieren wir das Etikettenwirrwarr deswegen durch, und zwar anhand der von mir sehr geschätzten H&R-Atlanten:

• Splash (Cologne oder Perfume), Eau de Solide
Sehr gerne als Sommerdüfte, leichte Körpersprays vermarktet, finden sich in diesen Düften im Schnitt zwischen 1 und 3 % Duftstoffanteil.

• Eau de Cologne
Klassische Colognes werden ebenfalls häufig als Düfte für die wärmeren Jahreszeiten verkauft und besitzen im Normalfall einen Duftstoffanteil von 3 – 5 %. “Original Eau de Cologne” ist im übrigen ein eingetragenes Warenzeichnen. Dennoch sollte man hier wissen, dass der Begriff des Colognes mittlerweile häufig synonym für Hesperidendüfte, ergo Düfte mit einem Fokus auf Zitrusfrüchte verwendet wird, insofern ebenfalls als Gattungsbegriff für eine Duftfamilie auftritt. Deswegen kann bei einigen dieser Düfte die Konzentration von der eigentlich für Colognes typischen abweichen.Ein gutes Beispiel dafür ist die Marke Atelier Cologne, die sich thematisch von dem Motiv klassischer Colognes leiten lässt bei ihren Duftkreationen – deren Konzentrationen sind aber deutlich höher.

• Eau Fraîche
Düfte, die als Eau Fraîche gelabelt sind, zielen wie die beiden vorherigen Kategorien überwiegend auf eine Anwendung im wärmeren Halbjahr, in Zeiten von Frühling und Sommer. Sie stellen eine Art Spagat dar, weil sie bezüglich ihrer Duftölkonzentration – 3 bis 8 % – den Übergang zwischen Eau de Cologne und Eau de Toilette ausmachen.

• Eau de Toilette
Der Klassiker – sein Duftstoffanteil liegt bei etwa 6 bis 9 %, womit das herkömmliche Eau de Toilette eine Art eierlegende Wollmilchsau der Düfte ist: diese Konzentration ist eigentlich nie zu viel, kann also anlass-, tages- und jahreszeitenunabhängig getragen werden, selbst dort, wo starke Parfumduft eher weniger gelitten ist. Es gibt sie ja, diese Situationen und Jobs, um die ich als eingefleischte Parfumista niemanden beneide ;)

• Eau de Parfum
Vermutlich die zweithäufigste Darreichungsform hinsichtlich der Konzentration: das Eau de Parfum. Im Regelfall besitzt es einen Duftstoffanteil von 10 – 15 %, zeichnet sich deshalb normalerweise durch eine gute Halt- und Wahrnehmbarkeit aus.

Ab 15 Prozent wird es spätestens prägnant: hier beginnt der Bereich der Düfte, die streng genommen als “Parfum” bezeichnet werden, als L’Extrait de Parfum oder ähnliches. Deren Duftölkonzentration variiert zum Teil stark und bewegt sich meist zwischen 15 und 30 %, wobei Ausnahmen wie Absolues oder Attars auch (sehr) viel höhere Konzentrationen von bis zu 40, 45 % beinhalten. Viel hilft viel ist hier eher weniger angesagt – der Einsatz derart hochprozentiger Vertreter sollte, analog beispielsweise zu alkoholischen Genussmitteln, vorsichtig ausgedrückt gut dosiert sein ;) Darüber hinaus existiert auch das hübsche Wörtchen “Extreme” oder “Intense” als schmückendes Beiwerk – diese werden herstellerbedingt und markenabhängig verwendet, eine einheitliche Klassifizierung oder Definition gibt es dafür nicht. Dennoch lässt sich festhalten, dass es sich hierbei immer um eine intensivere Variante der eigentlichen Ausgangskonzentration handelt.

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.