Für mich soll’s Rote Rosen regnen

Rote Rosen? Ganz ehrlich, für mich eher nicht. Der Grund: Zu meinem 40. Geburtstag überraschte mich mein Mann mit einem riesigen Rosenbouquet. Am nächsten Tag - immer noch stolz wie Bolle über dieses ebenso unerwartete wie wunderschöne Präsent - musste ich leider enttäuscht feststellen, dass lediglich eine einzige Blüte die Nacht überstanden hatte. An meiner Enttäuschung änderte im Übrigen auch das Angebot der „Ersatzleistung“ durch den Blumenhändler nichts. Außerdem: Kann man überhaupt guten Gewissens und mental unbeschadet dieses übermächtige Symbol für ewige Liebe, Freude und Jugendfrische zumal als Geschenk reklamieren? Nun ja, letztendlich denke ich, dass die Geste zählt, und mein Mann konnte ja eh nichts dafür. Allerdings stehen Rote Rosen bei mir seitdem nicht besonders hoch im Kurs. Zugegebenermaßen bin ich mit dieser Meinung ziemlich allein, denn die Rose ist seit Jahr und Tag die unangefochtene Nummer 1 der weltweit beliebtesten Schnittblumen.

Als Relikt der Morgenröte auf Erden, nachdem diese gemeinsam mit Aphrodite dem Meeresschaum entstiegen war, beschreiben antike Sagen die Entstehung der Rosen. Dabei hat die Farbe Rot im Blut der Nachtigall ihren Ursprung, die die ursprünglich weiße Rose mit ihrem Herzblut rot färbte. Von den alten Ägyptern und Chinesen ca. 2000 Jahre v. Chr. über das antike Griechenland und Rom, bis hin zu Kelten und Germanen - das Altertum erfreute sich an duftenden Rosengärten und -blüten ebenso wie die Neuzeit und Gegenwart. Man salbte sich mit erlesenem Rosenöl und schrieb elegische Gedichte über rosenbekränzte Waffen. Jungfrauen wurden gleichermaßen mit Rosenblüten geschmückt wie Beichtstühle, Wappen oder Banner. Ob legendäre König*Innen, Philosophen*Innen, Dichter*Innen, Schriftsteller*Innen, Komponisten*Innen oder Sänger*Innen, die Kulturgeschichte huldigt und verehrt die „Königin der Blumen“, wie die altgriechische Dichterin Sappho sie einst taufte, in zahllosen Kunstwerken, Mythen und Anekdoten.

 

 

 

Mehr als 3 Milliarden Treffer erhält man bei Google für den Begriff „red roses“ und immerhin noch fast 30 Millionen Treffer für „rote Rosen“. Übrigens, mit großem Abstand angeführt von seitenlangen Verweisen auf die gleichnamige ARD-Telenovela, die mit mehr als 3.500 Folgen seit Jahren eine der erfolgreichsten und langlebigsten deutschen Serien ist. Ob es am Namen liegt? Auf Platz zwei der Google Treffer folgt mit Macht, Romantik und zahllosen Rosen das internationale Schlager-, Pop- und Country-Liedgut von Dean Martin bis Freddy Breck. Auch hier geht es natürlich in erster Linie um die Liebe in all ihren Facetten, gemäß dem Motto „Schön wie die Rosen sind, so schön ist dein Blick, schön wie die Rosen blühen, so blüht unser Glück“ oder wenn es im Paradies mal nicht so gut läuft, auch gerne mit dem dezenten Hinweis: „I beg your pardon, I never promised you a rose garden“. Deutlich andere Töne schlug hingegen die legendäre Hildegard Knef an, als sie 1968 mit „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ nicht einfach nur ein Lied sang, sondern - verpackt im betulichen Dreivierteltakt, ein aussagekräftig frauenbewegtes Statement präsentierte. Das traf damals den Nerv der Zeit ebenso wie die Aufbruchstimmung der sich formierenden Emanzipation. "Die Knef" selber bezeichnete das Lied, das zu ihrem Markenzeichen werden sollte, später übrigens in einem Interview als „hoch aggressiv“. Und last, but not least, sollte man das dunkel morbide Gothic-Duett der beiden Australier Nick Cave und Kylie Minogue nicht vergessen: „Where the Wild Roses Grow“ ragt bis heute wie ein eleganter schwarzer Turm aus dem rosigen Popallerlei.

Auch wenn es rund 250 Rosenarten in allen Schattierungen von weiß bis schwarz gibt, ist es die stolze Farbe Rot, die man vor Augen hat, wenn man an Rosen denkt. Dabei sind dies in der Regel nicht einmal die Sorten, die den vor allem in der Parfümerie so begehrten, lieblich-fruchtigen Rosenduft verströmen. Die hauptsächlich für die Gewinnung des kostbaren Rosenöls verwendeten Sorten „Rosa centifolia“ und „Rosa damascena“ sind nämlich eher farblos und blass, machen dies aber mit ihrem betörend sinnlichen Duft mehr als wett. Kein Wunder also, dass die Rose (neben Jasmin) die in Parfums am häufigsten eingesetzte und auch beliebteste blumige Note ist. Wobei es von blütenzart und luftig frisch bis dunkel pudrig, orientalisch ledrig oder Patchouli beschwipst bei Rosenakkorden nichts gibt, was es nicht gibt.

Übrigens, am 14. Februar ist Valentinstag und für mich darf es dann durchaus auch rote Rosen regnen. Allerdings lieber nachhaltig in Form eines Duftes oder besser noch - als Duftkerze, zumal gerade jetzt die allerschönsten limited Editions von rosenblütenlieblich bis sinnlich würzig zu haben sind.

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.


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