Ich weiß, es hört sich seltsam an, aber …

Ich weiß, es hört sich seltsam an, aber …

Ich weiß, es hört sich seltsam an, aber …

Ziemlich genau so beginnt meist das Gespräch, wenn Kundschaft, Leserschaft an mich herantritt zwecks eines duftenden Tipps. Hin und wieder werden mir derlei Anfragen auch von unseren Bürodamen weitergeleitet, wenn es sich um die ganz “harten Nüsse” handelt. Das war selbstredend nicht despektierlich gemeint, weil es auf das Anliegen bezogen war ;)

Auf der Suche nach dem Holy Grail der Düfte, dem persönlichen, nach einer speziellen, häufig dann seltenen Ingredienz landet man bei mir und fragt nach Rat, nach einem oder gar mehreren Tipps. Seltener sind es auch bestimmte Momentaufnahmen, (sehr) persönliche Erinnerungen oder auch ein imaginärer Augenblick, eine erträumte Szenerie, deren olfaktorisches Abbild gesucht wird. Ich muss schmunzeln, wenn ich darüber nachdenke, was im Laufe der Jahre alles nachgefragt wurde. Und mir fällt keine Situation ein, in der ich nicht weiterhelfen konnte, was mich außerordentlich freut, denn: was gibt es Schöneres, als jemanden zu SEINEM Duft zu verhelfen?

Mit links lassen sich Wünsche erfüllen wie beispielsweise derjenige nach einer alten Teerose, nach einem Sonnencreme-Duft oder einem Parfum, das nach Zirkus oder Rummelplatz duftet. Selbst wenn es unbedingt die Liebesäpfel, die glasierten, sein müssen, die drin enthalten sind – alles kein Problem. Blaue Stunde in der Wüste, egal in welcher? Aus dem Stegreif gibt es dazu mindestens eine Handvoll Empfehlungen. Ob asiatischer Tempel oder katholische Kathedrale, da lässt sich vortrefflich aus einem reichhaltigen Gedächtnisfundus schöpfen ;)

Dann gibt es aber noch jene duftenden Sehnsüchte, die ein bisschen “tricky” sind oder vielmehr waren … Regennasser Asphalt in der Großstadt lautete eine der Anfragen, die ich besonders gut nachvollziehen konnte. Überhaupt – Gewitter, jenes Flirren, hier bin ich selbst umgehend zu begeistern. Der Duft einer Artischockenblüte ließ mich losziehen, außerhalb der Saison, um eine solche aufzutreiben. Hat funktioniert – und ein passender Duft ward auch gefunden, nur das mit dem Verarbeiten bzw. Kochen von frischen Artischocken muss ich nochmal üben ;) Als ehemaliges Wendy-Mädchen (yep) konnte ich auch das Bedürfnis nachvollziehen, einen Duft zu besitzen, der nach Natur riecht und eben … nach Pferd. Einen einzigen, dafür aber extrem authentischen gibt es meines Wissens nach – und der ist dann auch postwendend eingezogen.

Lächelnd sitze ich jetzt hier – und fühle mich nach all den Jahren in der Welt der Nischendüfte wieder einmal bestätigt: exakt aus diesem Grund liebe ich sie, die Nische. Dafür, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, egal wie ausgefallen der Traumduft auch sein mag, überhaupt nicht fündig zu werden. Und dafür, dass man damit Menschen so unfassbar glücklich machen kann.

Ulrike Knöll Ulrike Knöll ist studierte Philosophin und vielen der Aus Liebe zum Duft-Kunden bereits durch das Corporate Blog bekannt. Sie kümmert sich seit 2009 hauptverantwortlich um das Dufttagebuch, für das sie bisher knapp 2000 Artikel verfasst hat. Auch im Onlineshop finden sich etliche Texte aus ihrer Feder. Darüber hinaus textet, konzipiert, berät und schult sie freiberuflich rund um das Thema Duft und ist Kolumnistin des Branchenmagazins INSIDE beauty.