Männlich, weiblich, divers …

Männlich, weiblich, divers …

Seit Dezember 2018 gibt es in Deutschland drei offizielle Geschlechter – männlich, weiblich, divers. Gender Studies – ein sehr weites Feld, das vor allem in den letzten Jahren immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückt. Ich möchte an dieser Stelle jetzt aber weder mit de Beauvoir noch mit Butler anfangen, sondern gleich in die Welt der Parfums springen und jene Frage ansprechen, die sich immer wieder stellt im Hinblick auf Düfte: Und was für ein Duft ist das denn jetzt, ist der für Männer oder für Frauen gedacht?

Im Mainstreamsegment ist es gängig, dass Düfte kategorisiert werden, und zwar nach ziemlich genau zwei Geschlechtern – männlich und weiblich. Das Etikett “unisex” kam erstmals Mitte der Neunzigerjahre auf – mit CK One. Der eine oder die andere wird sich noch entsinnen können, es galt damals als absolutes Novum, genauso wie die Werbung, die Calvin Klein zu seinem heutzutage als Klassiker zu bezeichnenden Bestseller schaltete. Androgynität, Geschlechtergrenzen, die sichtbar verschwommen und insofern in Frage gestellt wurden – unter anderem dank Supermodels wie Kate Moss und Jenny Shimizu.

Seitdem kursiert das Wörtchen “unisex” als Deklaration für geschlechtsneutrale Düfte, Düfte, die sich an jedwedes Geschlecht richten. Oftmals handelt es sich um Parfums, die frisch sind oder zitrisch, um cleane Sauberlinge. In meinen Augen zwar richtig, aber häufig auch eine Art Verlegenheitslösung, denn zwangsläufig wirft das die Frage auf, was denn nun “maskulin” oder “feminin” wirkt, vielmehr ist.

Überflüssig zu erwähnen – diese Frage zieht einen Rattenschwanz nach sich und ist nicht ganz so einfach zu beantworten, erst recht nicht 2020 …

Dabei ist sie, auf die Nischenparfumerie bezogen, eigentlich herrlich einfach: der Duft sucht sich seinen Träger selbst. Das ist auch meine Standardantwort darauf.

Sicherlich, wir teilen bei uns im Shop die Düfte ebenfalls ein, weil es für Nischenneulinge so einfacher ist, vor allem auch bezüglich unseres doch ziemlich großen Sortiments. Ganz prinzipiell etikettieren viele Hersteller ihre Düfte aber von Haus aus überhaupt nicht, sie entziehen sich dessen, weil sie die Relevanz nicht sehen.

In meinen Augen ist das eine gar wundervolle Entwicklung: jeder trägt das, was ihm gefällt. Genauso wie in der Modewelt ist es die letzten ein, zwei Jahrzehnte sehr viel offener geworden – man denke nur an Lapo Elkann, den fashionaffinen Fiat Enkel mit seinem dandyesken Gentleman Stil, der keine Angst vor Knall und Bonbonfarben hat. Oder an die Pitti Peacocks, die bei der Mailänder Modemesse zu sehen sind und ähnliche An und Aufzüge präferieren.

Auf den unzähligen Parfumforen lest es sich nachlesen: Männer scheuen sich nicht mehr, olfaktorische Blumen zu tragen oder Orientalen. Und einige deutsche Bundesliga Fußballer sind wohl ganz vernarrt in die Gourmand Düfte von Profumum Roma, in Acqua E Zucchero sowie Confetto, wir mir aus verlässlicher Quelle zugetragen wurde. Dass Frau ebenfalls gerne mal in früher als “männlich” bezeichneten Duftgefilden wildert, ist allseits bekannt – warum denn auch nicht, wozu sich beschneiden? In diesem Sinne – lasst uns grenzenlos genießen, eintauchen in die Welt der Düfte und der Nase einfach freien Lauf lassen, erlaubt ist, was begeistert!