Mehr Früchte, bitte!

„Esst mehr Früchte“ oder „Obst ist gesund“ - wer kennt sie nicht, die latent diktatorisch anmutenden, ansonsten jedoch markenfreien Werbebotschaften auf den Obsttüten. Während wir unsere Obst- und Gemüseinkäufe vom Wochenmarkt nach Hause tragen sollen sie uns so zu einem gesünderen Leben bewegen. Bewirkt hat es in der ganzen Zeit offensichtlich wenig, denn im Obst- und Gemüseverzehr belegen die Deutschen im europäischen Vergleich relativ weit abgeschlagen lediglich den 11. Platz und hinken mit rund 360 Gramm der WHO Empfehlung von mindestens 650 Gramm Obst und Gemüse täglich weit hinterher. Nur in Schweden, Großbritannien, Tschechien, Irland und Finnland läuft es noch schlechter als bei uns. An der Spitze befinden sich übrigens die Griechen mit 944,5 Gramm, die somit mehr als doppelt soviel Obst und Gemüse konsumieren wie die deutsche Bevölkerung. So konstatierte der Präsident des Fruchthandelsverbandes, Dieter Krauß, bereits 2016, dass etwa in Frankreich der Verzehr deutlich höher sei, „weil die Esskultur eine andere ist und Nahrungsmittel dort generell eine andere Wertschätzung haben“. Und auch die Leiterin des Bundeszentrums für Ernährung, Dr. Margareta Büning-Fesel, stellt eine schwindende Kompetenz bei der Zubereitung von frischen Produkten fest: „Die Verbraucher wissen heute vielfach oft nicht, wie sie etwa Wirsing oder Weißkohl richtig zubereiten, während sie beim Salat oftmals schon am Dressing scheitern". Sind wir also lediglich zu faul oder zu doof, frisches Obst und Gemüse zu essen? Zumindest der Handel hat darauf eingestellt und bietet seit geraumer Zeit auch Obst an, das bereits in mundgerechte Stücke zerteilt ist. Genützt hat dies allerdings nicht viel.

 

Mehr Früchte, bitte!

 

Zudem macht die aktuelle wirtschaftliche Lage die „natürliche“ Vitaminzufuhr nicht einfacher. Erst kürzlich stand ich im Supermarkt vor einer kleinen Schale heimischer Erdbeeren. Der Preis: sagenhafte 4,39 Euro - eine Summe, die selbst bei mir einen schrillen Preisalarm auslöste - und das, obwohl ich beim täglichen Einkauf eher selten auf die Preise achte. Aber auch mit der Ernte aus dem eigenen Garten läuft es - zumindest bei uns - seit einigen Jahren nicht mehr rund. Die letzte nennenswerte Menge an Kirschen konnten wir vor drei Jahren ernten, seitdem sind „Amsel, Drossel, Fink und Star“ beim kläglichen Rest am Baum einfach im Vorteil. Und auch die Birnen liegen in dieser Saison mehrheitlich bereits zerfressen am Boden, anstatt langsam reifend am Baum zu hängen. Sei’s drum, die Insekten werden sich freuen. Denn die haben es dank pflegeleicht angelegter Gärten und anhaltender Trockenheit auch nicht gerade leicht. Da bringen selbst die zahllosen Insektenhotels in den Vorgärten nicht viel, zumal die ohnehin eher ein dekorativer Trend zu sein scheinen, der in den seltensten Fällen tatsächlich praxistauglich und tiergerecht ist. Dabei ist es einfacher als gedacht, denn Insekten freuen sich über Blüten, Gräser, Hölzer und Fallobst viel mehr als über eine trendige Unterkunft im Schottergarten. Partielle Besserung scheint jedoch in Sicht, denn viele Eigenheimbesitzer entscheiden sich mittlerweile nicht selten für einen Nutz- statt für einen (toten) Ziergarten und „Vertical Gardening“ mit Hochbeeten, Spalier- und Säulenobst geht auch auf kleinstem Raum. Insofern ist der neue Trend zur Selbstversorgung auch für die Insekten durchaus erfreulich.

Einsame Spitze sind die Deutschen übrigens beim Verzehr von Fruchtsäften und Fruchtnektaren. Während sich Gesamteuropa durchschnittlich mit 18 Litern Fruchtsaft pro Einwohner und Jahr begnügt, konsumieren die Deutschen jährlich rund 30 Liter Fruchtsaft. Insofern kann man gar nicht oft genug sagen, dass Fruchtsaft wegen des übermäßig hohen Zuckergehaltes sowie fehlender Ballast- und Vitalstoffe ganz und gar nicht als Ersatz für den Verzehr frischen Obstes taugt. Da empfehle ich dann doch eher den regelmäßigen Gebrauch eines erfrischend fruchtigen Duftes. Denn da kann man definitiv nichts falsch machen - außer den Duft zu trinken.

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.


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