Am 9. Mai ist Muttertag

Am 9. Mai ist Muttertag

Spätestens wenn die Schaufenster von Blumenläden und Parfümerien wieder mit roten Herzen übersät sind und die Pralinenhersteller Sonderschichten fahren, nähern wir uns in Riesenschritten einem der Höhepunkte des Jahres im Verschenk-Kalender: dem Muttertag. Ein Tag, der viele Väter, erwachsene Töchter und heranwachsende Söhne wieder in ein tiefes Tal des Unwissens und der Verzweiflung stürzen wird: Was schenken wir der Mama diesmal?

Kinder haben es ja noch relativ leicht. Die machen, was sie am besten können und so wird unter der liebevollen Anleitung von Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen gebastelt, gemalt und gehandarbeitet was die „Strickliesel" hergibt. Mit dem Ergebnis, dass selbst grob gehäkelte Topflappen mit Stolz auf das hochbegabte Kind zum Muttertag gern entgegengenommen werden. Ein stets wiederkehrendes Geschenk, dem zumindest meine Mutter versuchte, etwas halbwegs Positives abzugewinnen, ist der beliebte Klassiker “Frühstück im Bett“ inkl. Kaffeetassen mit unübersehbarer Pfütze und angekokeltem Toast im vollgekrümelten Bett. Trotzdem bin ich mir sicher, dass sie eigentlich viel lieber - wie an jedem anderen Sonntag auch - um 8.00 Uhr aufgestanden wäre, als bis 10.00 Uhr im Bett zu liegen und auf das Frühstücks-Happening zu warten. Blumen hingegen, gehen ja immer und zur Not auch als Gänseblümchen selbstgepflückt. Ganz weit vorn waren bei uns zuhause auch Gutscheine mit praktischen Dienstleistungsangeboten. Ich erinnere mich beispielsweise an großzügige Offerten wie Aufräumen, Geschirrspülen oder Laub harken - alles jeweils im praktischen 10er Abo. Gern genommen wurden auch schriftliche Versprechungen á la „Ich werde ab sofort immer mein Zimmer aufräumen/pünktlich sein/meine Hausaufgaben machen“. Der Riesenvorteil der Gutscheine? Sie wurden selten eingelöst und ziemlich schnell vergessen. Aber wie sagt man so schön: Die Geste zählt. In diesem Sinne freute sich meine Mutter, wie fast alle Mütter, eigentlich über so gut wie jeden gutgemeinten Blödsinn. Ein Geschenk zu kaufen, kam für uns als Kinder übrigens nicht infrage, es sei denn im Auftrag meines Vaters. Leider dachte auch er nicht darüber nach, was meiner Mutter tatsächlich gefallen könnte. Allerdings muss man ihm und uns zugute halten, dass meine Mutter diesbezüglich auch keine Hilfe war. Wenn man sie nach ihrem Muttertags-Wunsch fragte, kam postwendend die stereotype Antwort: „Ich wünsche mir artige Kinder“. Da hätte sie sich meiner Meinung nach ebenso gut wünschen können, dass wir uns in Luft auflösen.

Aber welche Vorstellung vom Muttertag haben Mütter denn nun eigentlich? Bereits 2015 ergab eine Umfrage des Internetportals „eltern.de", dass sich fast ein Viertel der Befragten einen Tag ohne ihre Familie wünschen, während sich für die Klassiker Blumen, Pralinen und Selbstgebasteltes gerade einmal zehn Prozent begeistern konnten. Eine Zahl, die angesichts andauerndem „Home Schooling“ und Kitapause, sicherlich gestiegen sein dürfte. Also den Muttertag einfach mal ausfallen lassen? Ganz so einfach sollten wir es uns denn doch nicht machen. Selbst wenn Mütter oft das Gegenteil behaupten, wünschen sie sich letztendlich doch ein Geschenk. Das darf natürlich gerne auch selbst gebastelt sein, aber ganz oben auf der Wunschliste steht eine Auszeit von den Familienpflichten oder in Neudeutsch „Me-Time“. Wie man die jedoch letztendlich gestaltet, ist so individuell wie es die Mütter selbst sind. Während die eine sich über einen Wellness-Tag mit den Freundinnen freut, liebt eine andere das romantische Abendessen zu zweit. Die Hauptsache ist jedoch, dass man sich wirklich Gedanken macht, wie man seine Wertschätzung zeigen möchte. Dass dies selten mit einfallslosen Massengeschenken funktioniert, liegt dabei doch auf der Hand, oder? Wenn man dann als Ehemann außerdem den Lieblingsduft, Pralinen oder Blumen verschenkt, freut sich dennoch wohl jede Frau. Ich zumindest hätte nichts dagegen, „Straight to Heaven“ entführt zu werden oder ganz einfach nur „The Favourite“ zu sein.

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.


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