Oktoberhimmel voller Sterne, hat warme Öfen gerne.

Als die Temperatur vor zwei Wochen plötzlich und innerhalb von zwei Tagen von spätsommerlich warmen 23 Grad auf höchstens 11 Grad ins gefühlt Bodenlose abstürzte, beschäftigten mich eigentlich nur zwei Fragen: Erstens, darf/sollte man angesichts der Energiekrise die Heizung bereits Mitte September anstellen und zweitens die ewig wiederkehrende Frage: Was ziehe ich jetzt an. Zumal der Sommer 2022 lang und heiß und ein Leben in Stiefeln und Jeans nach vier Monaten in Flatterkleidern und Flip Flops nur schwer vorstellbar war.

Die Heizungsfrage war angesichts notwendiger Sparmaßnahmen schnell geklärt: Anstellen ja, den Thermostat möglichst nur auf zwei und nur dann, wenn ich am Schreibtisch sitze. Bislang habe ich es weitestgehend durchgehalten. Die Beantwortung der zweiten Frage hingegen erforderte erstmal eine intensive Dachboden- und Kleiderschrankbestandsaufnahme. Das vorläufige Endergebnis: Ich besitze eine beruhigend ausreichende Anzahl warmer Winterpullover sowie Stiefel, Mäntel und Winterjacken. Weitaus weniger beruhigend fand ich hingegen die vierzehn Übergangsjacken, die ich bei dieser Gelegenheit zutage förderte. Im Gegensatz zu allen anderen Jacken mit einer klar definierten Funktion (Regen-, Sport- oder Winterjacke), ist die Übergangsjacke bei genauerer Betrachtung eigentlich überflüssig. Allein das unsägliche Wortungetüm, das mit deutscher Genauigkeit erfolglos versucht, dem Ganzen eine klar definierte Funktion überhaupt erst zuzuschreiben, sollte mich eigentlich davon abhalten, die Anschaffung überhaupt in Erwägung zu ziehen. Eine Übergangsjacke ist eine Jacke für die Tage im Frühjahr oder Herbst, an denen es nicht regnet und es weder zu warm noch zu kalt ist. Genau genommen reden wir über maximal zehn Tage pro Jahr - zumindest in Norddeutschland. Es sind vor allem die Tage, an denen man eigentlich gar keine Jacke benötigen würde. Insofern sollte es eigentlich niemanden verwundern, wenn man bereits nach 10 Minuten das Gefühl hat, falsch angezogen zu sein, und man entweder schwitzt oder friert. Eine Übergangsjacke hat also keine Funktion, dafür muss sie vor allem schnell und unkompliziert an- oder auszuziehen sein. Und sie darf weder zu schwer noch zu voluminös sein, damit man sie irgendwo unterbringen kann (vorzugsweise lässig um die Hüften gebunden). Aber last but not least, muss eine Übergangsjacke vor allem gut aussehen. Vermutlich ist das der Grund, weshalb ich offensichtlich nicht genug haben kann. Eine Kurzumfrage bei meinen Freundinnen hat übrigens eine ähnliche, unsinnig hohe Anzahl an Übergangsjacken ergeben. Mal abgesehen davon, dass allein die Frage bei einigen schon zu hysterischem Gelächter führte. Wir halten also fest, das ökonomisch durchaus sinnvolle „cost per wear“-Prinzip kann man bei einer Übergangsjacke vergessen. Meine Jacken werden sich nicht amortisieren, es sei denn, ich werde 300 Jahre alt. Jeder Einsatz dient also lediglich der Schadenbegrenzung - ökonomisch gesehen. Insofern ist mein Zeitplan in den nächsten Wochen eng getaktet, denn ich bin wild entschlossen, jedes Exemplar mindestens einmal zu tragen. Klingt für Sie nach „no fun“ und auch etwas „anstrengend“? Tja, letztendlich ist das wohl auch so.

Der Herbst ist wie meine Übergangsjacken: nice to have, aber durchaus verzichtbar. Das Einzige, was ich an Herbst und Winter schätze: Es macht deutlich mehr Spaß, Parfums zu tragen. Das betrifft vor allem die wärmend kuscheligen Düfte mit Vanille oder Amber, die mir in den vergangenen Monaten durch die Hitze sehr schnell zuviel und vor allem auch zu intensiv waren. Jetzt hingegen traue ich mich auch wieder an Intensitätsmonster wie Nishanes „Ani“ oder „Gris Charnel Extrait“ von BDK heran. Das Mehr an Kleidung schluckt halt doch einiges weg und macht die Düfte für mich alltagstauglicher und easy to wear. Und ich bin wieder experimentierfreudiger und teste auch schon mal einen Duft, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn mag oder nicht. Die Düfte, die z.B. im Sommer zwei Tage an mir kleben und dann schnell nerven, bewegen sich jetzt durch die Kleidung in einem verträglichen Bereich. Mal abgesehen davon, dass man einen Pullover - im Gegensatz zur Haut - schnell wechseln kann. In diesem Sinne gönne mir jetzt drei Spritzer kuscheligen „Seta“ von Moresque und führe Übergangsjacke No. Fünf aus, denn die Zeit drängt. Spätestens Ende Oktober schließt sich das Zeitfenster und mit Durchschnittstemperaturen von tagsüber 9 Grad ist etwas Wintertaugliches angesagt.



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