Parfumistas & die sinnlichen Genüsse

Parfumistas & die sinnlichen Genüsse

Die Liebhaber von Düften sind, das liegt auf der Hand, sinnlichen Genüssen zugetan – zumindest einmal den olfaktorischen, die sie auf der Haut tragen. Lässt sich das übertragen, vielleicht sogar erweitern? Diese Frage stelle ich mir immer wieder – und kann es mit Blick auf mich selbst sowie auf diverse Parfumfans aus meinem privaten und beruflichen Umfeld eindeutig mit “ja” beantworten.

In meinem Fall war schon früh eine Begeisterung geweckt oder vielmehr vorhanden für alles, was mit dem Thema Geruch und Geschmack zu tun hat. Im Wald grub und grubelte ich gerne im nassen Laub, kein Tierfell war vor meiner Nase sicher (warme Haut und Pelz, lebender – mmmh), darüber hinaus schnupperte ich mich schon früh durch das heimische Gewürzregal. Und auch das Tee- und Kaffeesortiment meiner Mutter zog mich magisch in seinen Bann. Im Gegensatz zu vielen anderen Kindern hatte ich nie Angst vor Kellern, vielmehr interessierte mich deren Geruch, genauso wie der von alten Gebäuden, Kirchen und ähnlichem. Tief versenkte ich meine Nase in so gut wie jede Blume, was mir einmal auch versehentlich, ich erinnere mich sehr genau, einen unverhofften Bienenstich einbrachte – zugegeben, nicht die beste aller Dufterinnerungen.

Und wenn wir es schon von Dufterinnerungen haben – ich bin stark geprägt auf diese, von diesen. Neurobiologisch sind wir das eigentlich alle, mir ist allerdings schon früh aufgefallen, wie sehr ich auf Düfte mit Reminiszenzen reagiere, wie umfangreich ich mir Menschen, Kontexte, Situationen und Orte im Zusammenhang mit den olfaktorischen Eindrücken merke. Und wie detailreich deren Geruch diese vor meinem inneren Auge wieder aufleben lässt zu einem späteren Zeitpunkt. Mit lukullischen Genüssen geht es mir da recht ähnlich – eine simple “Essbarkeit” wie beispielsweise eine Frucht oder auch bestimmte Gerichte versetzen mich umgehend in die Vergangenheit: in meine früheste Kindheit, in der ich mich von nichts anderem als Bananenbrei hätte ernähren wollen, wenn man mich gefragt hätte, an die grandiosen Nachmittage mit meiner besten Freundin bei ihren Großeltern, wo wir so gut wie immer mit Zimtschnecken bedacht wurden, an Weihnachten bei meinen Eltern, wo traditionell, warum auch immer, ein auf ziemlich einzigartige Weise zubereiteter Kartoffelsalat Teil des gemeinsamen Essens war.

Heute kann ich mich noch genauso für derlei Erwärmen: für gutes Essen beispielsweise, gerne in Gesellschaft mit Freunden, auch wenn das derzeit eher eingeschränkt möglich ist. Für die schier unendliche Sortenvielfalt an Tees und Kaffee, für die ein Küchenschrank schon lange nicht mehr ausreicht. Für Gewürze, allen voran Salz und Pfeffer, von denen ich circa fünfzig verschiedene Arten rumstehen habe und sie jedes Mal frisch mörsere, bevor sie in den Topf oder auf den Teller kommen. Für Wein, dessen Bouquet ich genauso gerne schnuppernd und “süffelnd” erkunde wie dasjenige von Whisky (Single Malt, um exakt zu sein) und Gin. Und ich freue mich jedes Mal an der eigenen Welt, der weiten, die sie mir eröffnen – genauso, wie es mir auch nach wie vor mit Düften ergeht.

Dieses unendliche Entdecken und Erkunden macht einfach Spaß – Leben, Erinnerungen schaffen, leben.

Ulrike Knöll Ulrike Knöll ist studierte Philosophin und vielen der Aus Liebe zum Duft-Kunden bereits durch das Corporate Blog bekannt. Sie kümmert sich seit 2009 hauptverantwortlich um das Dufttagebuch, für das sie bisher knapp 2000 Artikel verfasst hat. Auch im Onlineshop finden sich etliche Texte aus ihrer Feder. Darüber hinaus textet, konzipiert, berät und schult sie freiberuflich rund um das Thema Duft und ist Kolumnistin des Branchenmagazins INSIDE beauty.