Pflicht oder Kür

Nach langer Zeit war ich vor ein paar Tagen mal wieder einkaufen. Auf meiner Einkaufsliste: diverses Obst für ein Foto. Dazu muss man wissen, dass das Einkaufen normalerweise im Verantwortungsbereich meines Mannes liegt. Das macht insofern Sinn, weil der Gatte tatsächlich Spaß an Kundenkarten, Gutscheinen und dem exzessiven Nutzen von Rabattaktionen hat. Ich hingegen gehöre eher zur Gattung der ShopperInnen. Falls Sie den Unterschied zwischen Einkaufen und Shoppen nicht kennen: Shoppen ist das eher freizeitbezogene, entspannte, genuss- und spaßorientierte Stöbern und Impulskaufen von Dingen, die selten einem konkreten Bedarf entspringen. Einkaufen hingegen ist die zielgerichtete, funktionale Tätigkeit, die effizient und mit optimalem Ergebnis den konkreten Alltagsbedarf deckt – zum Beispiel mit Lebensmitteln oder Haushaltswaren. Im Gegensatz zum Shoppen liegt beim Einkaufen der Fokus weniger auf dem Spaß- und Erlebnisfaktor, sondern vielmehr auf der Erledigung der Aufgabe.

 

 

To make a long story short: Ich stand mit meinem ergebnisorientierten Einkaufszettel in der Obst- und Gemüseabteilung des Supermarktes meines Vertrauens und war lost. Die Erdbeeren wurden bereits nach 4 Sekunden und einem kurzen Blick auf das Preisschild ersatzlos gestrichen. Bei mehr als 5,00 Euro für ein kleines Schälchen streikt sogar mein Shopperherz. Kirschen waren leider auch nicht zu haben – keine Saison oder die Stare haben, wie bei uns im Garten, den Bestand vernichtet. Nun gut, Kirschen kann die Photoshop-KI fast genauso gut wie die Natur. Frische Pflaumen hingegen wollte ich unbedingt, und sie waren glücklicherweise nicht nur im Angebot, sondern auch ansehnlich und prall. Mit den Feigen sah es leider nicht so gut aus: zu teuer, dafür größtenteils ramponiert. Nach der sorgfältigen Prüfung einer ganzen Palette war das Ergebnis eher mau, aber eine Feige durfte dann doch mit ins Körbchen. Brombeeren, Blaubeeren und Himbeeren - entweder Fehlanzeige oder nur in einem bemitleidenswerten Zustand. Ehrlich gesagt, habe ich es spontan sehr bedauert, dass Tomaten nicht auf meiner Liste standen, denn das Angebot war groß und überaus divers. Gefühlte 50 Varianten wetteiferten um meine Gunst: Fleischtomaten, Strauchtomaten, San-Marzano-Tomaten, Roma-Tomaten, Cherokee Purple, Campari- und Kirschtomaten, Cocktailtomaten, Rispentomaten und sogar eine Sorte namens „Green Zebra“, deren Name ebenso bizarr ist wie ihr Aussehen. Das war jedoch noch längst nicht alles: bio, regional, saisonal, nachhaltig oder bei Vollmond gesät und geerntet? Oder doch lieber die Hochglanztomate aus Spanien, die aussah, als hätte sie jemand extra poliert, bevor sie im Flieger Platz genommen hat? Ganz ehrlich, ich war dann doch froh, dass ich keine Tomaten brauchte. Dafür aber noch ein paar Zitrusfrüchte. 

Spätestens jetzt hatte ich das Gefühl, dass beim Einkauf von Obst und Gemüse heutzutage ein Abschluss in Agrarwissenschaften durchaus nützlich sein könnte: Limetten, Zitronen, Blutorangen, Mandarinen, Pomelos, Grapefruit  – dazu noch Exoten wie Yuzu oder Kaffir-Limetten, um nur einige zu nennen. Nur die Bergamotte auf meiner Liste gab es leider nicht. Das war allerdings nicht weiter schlimm, denn mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass ich schon eine halbe Ewigkeit ebenso ziel- wie ratlos in der Obstabteilung stand. Also hat schlussendlich eine simple gelbe Zitrone das Rennen gemacht. Ich hingegen habe zweierlei gelernt: Einkaufen machte null Spaß und dass ich nun viele Namen von Frucht- und Gemüsesorten kenne, die zwar kein Mensch braucht, mich jedoch in jeder Quizshow glänzen lassen würden.

Wieviel einfacher ist es da, sich für einen Duft zu entscheiden. Sie mögen rote Beeren oder dunkel-aromatische Pflaumen? Ein kurzer Blick in die Duftnoten beschert Ihnen diverse Vorschläge: Von süß-gourmand bis beschwipst und dunkel, von der Duftkerze bis zum komplexen Extrait de Parfum ist alles dabei. Schnell, unkompliziert und vor allem saisonal unabhängig. Und wenn Sie mich fragen, nachhaltiger als ein Schälchen Himbeeren für 5,49 Euro allemal.



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