Touch me

Wenn ich ehrlich bin, habe ich in den vergangenen 15 Monaten eines vor allem so gar nicht vermisst: Das ewige Händeschütteln, Wangenküsse und Umarmungen bei der Begrüßung von eigentlich fremden Menschen. Warum habe ich es dann vor Corona überhaupt mitgemacht? Weil es üblich war - vor allem, sobald man in der Öffentlichkeit auf (vermeintlich) Gleichgesinnte, Kollegen oder entfernte Bekannte traf. Allerdings: So richtig wohl gefühlt habe ich mich dabei selten und meistens wirkte das Ganze irgendwie aufgesetzt. Insbesondere, wenn auf beiden Seiten eine latente Unsicherheit über das genaue Procedere zu spüren war: Ein Wangenkuss, zwei Küsschen jeweils rechts und links, Umarmung, Hand geben oder womöglich alles? Zu erkennen war das unschwer an der meist uneleganten Hampelei beim Versuch, sich mit seinem Gegenüber irgendwie zu einigen. Außerdem: Begrüßt man einen der unmittelbar Anwesenden mit Wangenkuss und/oder Umarmung, ist es schwierig, andere zu ignorieren und damit auszuschließen. Schließlich will man nicht unhöflich wirken und auch niemanden brüskieren. Insofern war ich nicht unglücklich, dass die ganzen Begrüßungsrituale dank „Abstand, Hygiene und Alltagsmaske“ plötzlich passé waren. Mir kam das sehr gelegen und ich werde es auch post Corona einfach bei einem freundlichen „Hallo“ belassen.

Nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich darüber, dass ich meine beste Freundin nunmehr auch geimpft nach mehr als einem Jahr endlich wieder mit einer normalen Umarmung begrüßen kann und nicht mit einer der vorgeschlagenen „Ersatzhandlungen“ à la Foot Shake, Ellenbogen Bump oder Ghettofaust. Denn ehrlich gesagt, wirkt das auf mich ungelenk und sonderbar. Doch obwohl Distanz mittlerweile zu unserem alltäglichen Standardrepertoire gehört, sind Berührungen für unsere psychische Gesundheit nach wie vor wichtig. So kann beispielsweise eine feste Umarmung bei Stress und Panikattacken helfen. Und damit nicht genug: Eine Studie hat ergeben, dass eine 20 Sekunden-Umarmung, gefolgt von 10-Minuten „Händchenhalten“, nicht nur den Blutdruck senken, sondern bei regelmäßiger Anwendung auch das Risiko für Herzkreislauferkrankungen mindern. Zusätzlich werden übrigens sanfte Streichelbewegungen auf der nackten Haut empfohlen. Wogegen ja nun wirklich nichts einzuwenden ist, beiderseitiges Einvernehmen selbstverständlich vorausgesetzt. Im Alltagstest sah das ganze dann allerdings leider folgendermaßen aus: Während mein Mann die 20 Sekunden Umarmung noch klaglos ertrug, streikte er bereits bei der anschließenden „Anwendung“ der empfohlenen 10 Minuten Händchenhalten und fragte mich, ob ich „noch alle Latten am Zaun“ hätte. Dazu muss man wissen, dass wir nie Händchen halten. Nun ja, nachdem ich ihm vom gesundheitspräventiven Charakter meiner Hautkontakte erzählt hatte, weigerte er sich, weiterhin an meinem „Feldversuch“ teilzunehmen. Wie praktisch, dass die gesundheitsförderlichen Streicheleinheiten auch von einem Haustier übernommen werden können, zumal unsere Katze wesentlich durchsetzungsfähiger ist als ich.

Aber man kann natürlich bereits im Vorfeld einiges tun, sein Gegenüber quasi wehrlos zu machen. Streichelzart gepflegte Haut wirkt schonmal grundsätzlich animierend; und nackte, gut duftende Haut, umso mehr. Dabei ist die Vielfalt an „Skin“ Düften ebenso groß wie verführerisch und meine Zusammenstellung nur ein kleiner, aber feiner Ausschnitt: Vom tropischen „Le Grand Jeu“ von Voyage Imaginaires, der wie sonnengetränkte, leicht gebräunte Urlaubshaut duftet und dabei - wie der weich holzige „720“ von Maison Sybarite - ganz ohne synthetische Ingredienzien auskommt, bis zu „Lethe“ von Ulrich Lang New York, der wie eine warme Umarmung subtil und gleichzeitig langanhaltend auf der Haut liegt. Wer es etwas prägnanter liebt, greift zu Francesca Bianchis würzig animalischen „Under my Skin“. Es sei denn, man möchte mit Naomi Goodsirs „Cuir Velours“ oder mit „Chambre Noire“ von Olfactive Studio gleich Nägel mit Köpfen machen. Aber auch die anderen Kandidaten meiner Vorschlagsliste, von Ann Ringstrands „Touch“ über „Skin“ von Clean Reserve bis hin zu „Geste“ von Humiecki & Graef rufen verführerisch einladend „Touch me“. In diesem Sinne, reichen Sie doch einfach mal Ihre nächste ALZD-Rechnung als Gesundheitsvorsorge bei Ihrer Krankenkasse ein.

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.


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