Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

„Zwischen den Jahren“ oder „Raunächte“, nennt man den Zeitraum zwischen Weihnachten und Anfang des neuen Jahres. Eine Phase, die seit der frühen Neuzeit als magisch gilt. So sollen z.B. die Grenzen zum Geisterreich besonders durchlässig sein, weshalb einem dringend abgeraten wird, zwischen Weihnachten und Neujahr weiße Wäsche zu waschen oder aufzuhängen. Der Grund: Die Wäsche wird von den Geistern gestohlen und im Folgejahr als Leichentuch für ein Mitglied des Hauses verwendet. Das ist zwar etwas gruselig, aber ich vermute, dass man dieses Verbot heutzutage - Waschmaschine und Trockner sei Dank - nicht ganz so eng sehen muss. Nichtsdestotrotz habe ich vorsorglich alles Weiße gewaschen. Wenn’s nix nützt, dann schadet es zumindest nicht. Aber nicht nur der Kontakt zur Geisterwelt ist in den Raunächten besonders intensiv, sondern auch der Kontakt zu den Tieren, insbesondere zu den Stalltieren. So ist es zumindest überliefert. Die sollen nämlich jeweils um Mitternacht plötzlich die menschliche Sprache sprechen können. Damit nicht genug, sie können einem dann auch etwas über die Zukunft erzählen. Ironie des Schicksals: Hört man die Tiere tatsächlich sprechen, soll man unmittelbar danach sterben. Das sind dann wohl eher keine guten Aussichten. Andererseits, was soll einem eine Stallkuh schon großartig über die Zukunft erzählen können. Da bevorzuge ich dann doch lieber risikoloses Bleigießen oder das Les“en im Kaffeesatz. Überhaupt versammeln sich eine Menge „Dos and Don’ts“ rund um den Jahreswechsel. Vom Tragen roter Unterwäsche bis zur Zusammenstellung der Speisekarte gibt es einiges zu beachten. So sollte man beispielsweise auf den Genuss von Geflügel verzichten, da sonst das Glück davonfliegt. Stattdessen werden Sauerkraut und Linsen wärmstens empfohlen, da beides den Reichtum mehren soll. Überhaupt muss man seinen Besitz in dieser Zeit gut im Auge behalten, denn wer an Silvester Geld ausgibt, verleiht oder gar Gegenstände aus dem Haus verkauft, gibt damit auch das Glück weg. Und was die Unterwäsche betrifft, ist es zwingend erforderlich, sich die glücksbringend rote Unterwäsche schenken zu lassen, sonst wird es nämlich so oder so nichts mit dem Glück im neuen Jahr.

 

Aus Liebe zum Duft Candy

 

Die Weihnachtsfeiertage bedeuten für mich immer Familienbesuch mit straffem Zeitplan; für Besinnlichkeit ist da traditionell wenig Raum. Außerdem habe ich ohnehin ein Weihnachtstrauma, denn die Jahre als Inhaberin einer Parfümerie mit exzessivem Weihnachtsgeschäft haben ihre Spuren hinterlassen. Weihnachten fing für mich immer mit den ersten großen Warenlieferungen im Oktober an und endete erst mit dem Ladenschluss um 14.00 Uhr am 31. Dezember. Insofern waren die Tage zwischen den Jahren für mich nichts anderes als eine Verlängerung des Weihnachtsgeschäftes. Viele meiner KundInnen nutzten damals die Zeit nach Weihnachten, um mit der Familie zu shoppen. Und so wurden Weihnachtsgeschenke umgetauscht, Geschenkgutscheine eingelöst und in aller Ruhe eingekauft. Es war zwar nicht so hektisch wie vor Weihnachten, aber es war dennoch viel zu tun.

Heute hingegen ist die Zeit zwischen den Jahren für mich tatsächlich eine Phase der Besinnlichkeit, der Rückschau auf das Alte und für erste Pläne im neuen Jahr. Weihnachten war Familie, danach bin ich … und vor allem froh, wenn langsam wieder das normale Alltagsleben einkehrt. Nichtsdestotrotz wird es für mich eine letzte zügellose Woche sein mit Zuckerstangen und Keksen zum Frühstück, Prosecco am Vormittag, Kartoffelchips zum Abendessen und Schokolade um Mitternacht. Anschließend ist dann wieder gesundes Vollkorn angesagt und „Candy Cane“ gibt es höchstens in flüssiger Form als Eau de Parfum. Denn der nächste Sommer kommt bestimmt.

In diesem Sinne wünsche ich allen Frohe Weihnachten, natürlich einen Guten Rutsch und ein wunderbares Jahr 2023, denn „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“.



Verwandte Produkte