Wann, wenn nicht jetzt ...

Wann, wenn nicht jetzt ...

Ich glaube den Moment, als ich 1998 das erste Mal in Paris einen Laden voller Diptyque-Kerzen betrat, werde ich nie vergessen. Ich erinnere mich nur zu gut an den himmlischen Duft, der mich empfing und an den wunderschön arrangierten Blumenschmuck in diesem Laden. Ich begleitete eine Freundin während der Fashion Week zum Ordern, und ich hatte alles mögliche im Sinn und auf dem Programm, aber ganz sicher keine Duftkerzen. Und genau damit kam ich damals nach Hause: Mit zwei Duftkerzen und einer neuen Leidenschaft.

Wenn man mich übrigens in dem Laden gefragt hätte, wäre eine Kerze mit dem Duft exakt dieser Gemengelage aus brennenden Diptyquekerzen, Parfums und Blumen mein Wunsch gewesen. Insofern wundert es mich so gar nicht, dass Diptyque Jahre später mit „Boulevard St. Germain 34“ diesen Duft kreieren ließ. Selbstverständlich habe ich mir die Kerze gekauft. Damals jedoch verließ ich den Laden mit „Baies“ und „Pomander“.

Wieder zurück, standen sie dann endlich bei mir zuhause. Äußerst dekorativ und sündhaft teuer. Ehrlich gesagt, verstand damals keiner, wie man soviel Geld für eine einzige Kerze ausgeben kann. Trotzdem liebte jeder, der den Raum betrat, den wunderbaren Duft, den sie verströmten. Selbst wenn sie nicht brannten, füllte er den Raum. Und sie brannten damals eher selten und wenn, dann nur für kurze Zeit. Dass ich sie damit leider nicht schonte, sondern tendenziell zerstörte, habe ich erst später erfahren.

Duftkerzen benötigen Zeit, Aufmerksamkeit und auch etwas Pflege. Zum Beispiel ist es tatsächlich am falschen Ende gespart, sie jeweils nur für kurze Zeit brennen zu lassen. Da so nur der kleine Bereich rund um den Docht flüssig wird, entsteht bereits nach wenigen Malen ein Trichter und der Docht säuft buchstäblich ab. Das verkürzt die Lebensdauer des teuren Lieblings erheblich. Denn man muss nicht flüssig werdendes Wachs vom Rand entfernen, um die Kerze funktionsfähig zu halten. Mit anderen Worten: Wenn man eine Duftkerze entzündet, sollte man etwas Zeit mitbringen. Der gesamte Wachsteller muss einmal flüssig sein, bevor man die Kerze wieder löscht. Selbstverständlich sollte die Kerze niemals unbeaufsichtigt brennen. Und auch, wenn sich nur noch nur ein winziger Wachsrest im Glas befindet, ist es sinnvoll, auf ein letztes Entzünden zu verzichten. Um die Dochte zu stabilisieren und ein Umkippen zu verhindern, sind sie oft in einer Art Metallbrücke befestigt. Befindet sich also nur noch sehr wenig oder kein Wachs mehr am Boden, erhitzt sich das Metall und das Kerzenglas kann zerspringen. So geschehen in meinem Wohnzimmer mit einer roten Wachskerze vor einer weißen Wand - während ich in der Badewanne lag. Glücklicherweise war mein Mann in der Nähe und konnte so das Schlimmste verhindern. Aber Sie können sich sicher vorstellen, wie die Wand anschließend aussah, vom lauten Knall mal abgesehen. Sollte also Ihre Duftkerze fast runtergebrannt sein, lassen Sie Sie sie einfach brennen, bis das Wachs verbraucht ist. Sie wird dann von selbst erlöschen.

Nichtsdestotrotz gibt es für mich nichts Schöneres als eine Duftkerze. Wenn ich irgendwohin fahre, komme ich sehr oft mit einer Kerze zurück. Die wandert dann in meinen Fundus, den ich in einer großen Kiste aufbewahre. Mitunter kann ich Stunden damit verbringen, für einen bestimmten Anlass die passende Kerze auszuwählen. Ich erinnere mich z.B. an eine Kerze zu einem deftigen, norddeutschen Grünkohlessen. Die dunkelgrün würzige „La Prouveresse“ von Diptyque war dazu perfekt. Von derartigen Anlässen abgesehen, habe ich meinen olfaktorischen Jahreskalender. Im Herbst liebe ich ledrige oder holzige Kerzen wie z.B. Byredos „Bibliotheque“ oder „Ernesto“ von Trudon, die dann in der Adventszeit von fruchtigen, warm-würzigen oder vanillelastigen Kerzen abgelöst werden. Sobald Weihnachten vorbei ist, hol ich mir schon einmal den Frühling mit Blüten und Früchten ins Haus, z.B. mit Diptyques „Baies“ oder „Cyrnos“ von Trudon. Mit anderen Worten, bei mir steht ganzjährig mindestens eine Duftkerze auf dem Tisch. Denn nichts zaubert so perfekt und aus dem Stand heraus Gemütlichkeit und eine wohlige Atmosphäre. Und davon können wir doch gerade jetzt jede Menge gebrauchen, oder?

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.


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