Die Ursprünge des Parfums Es gibt eine wunderbare Mehrdeutigkeit im Wort „primordial“; ein Spiel mit dem Klang und der Bedeutung, das in gleichem Maße Mystik und harmonische Schwingungen mit sich bringt. Könnten sie die reinsten Wasser sein, die Grundlagen der ersten Lebenszeichen auf der Erde, die von Jules Verne in 20.000 Meilen unter dem Meer erwähnt werden, oder das erste Neo-Cologne eines Parfümeurlehrlings? Geht es darum, die Transparenz neu zu erfinden oder zu den Ursprüngen des Parfums selbst zurückzukehren, zu den „ersten Zeiten“, um uns von den bekannten Eindrücken zu befreien und die Gesetze des Genres zu brechen? In dieser Kollektion aus hochkonzentrierten Düften (Eau de Parfum) wird die Solifloral-Regel übertreten, die oft eine Norm in der Nischenparfümerie darstellt, wie etwas Veränderliches und Unsichtbares, eine Rückkehr zu den Grundlagen, zu harmonischen Formen, unter Beachtung akademischer Codes, hier und da akzentuiert von einigen Dissonanzen, die durch den Instinkt entstehen. Diese Kompositionen sind klug, gelehrt, leger und klassisch und dann kommt plötzlich etwas, was alles mit froher Hingabe verwandelt, als gäbe es einer zufälligen Poesie der Empfindungen eine Stimme. Diese Parfums sind voller Leichtigkeit und Geborgenheit, sie besitzen die Gabe, Charakter zu verleihen und die Anziehungskraft zu erhöhen.
Fluchtpunkte Der Flakon zeigt sich strukturiert, androgyn und radikal minimalistisch. Er wurde von der Fotografie von Bernd und Hilla Becher inspiriert, einem deutschen Fotografenpaar der 1950er Jahre, die Bergbaugruben und Ölpumpen für die Nachwelt festhielten. Die Künstler gründeten die Düsseldorfer Schule, die einer „Ästhetik der Objektivität“ verschrieben war, auf die sich ebenso die Kompositionen von Arnaud Poulain berufen. Besonders ihre Serie an Kohlebunkern inspirierte die Konturen des Flakons. Das Etikett wurde einfach mit dem Namen des Parfums verziert, der in einer klassischen Courier-Schriftart geschrieben wurde, die wiederum 1955 von Howard Kettler bei IBM entworfen wurde. Dieser zeitlose Flakon mit seinem nüchternen und sorgfältig gefertigten Design ist genau auf die vornehme, moderne Parfumlinie zugeschnitten.
Träume einer neugeborenen Nase In den Fußstapfen des talentierten Pioniers Serge Lutens, den er so verehrt, hält dieser Einzelgänger einen vernünftigen Abstand zum großen Duftzirkus. Sollten Sie es wagen, Arnaud zu fragen, woher sein Sinn für Parfums kommt, machen Sie sich auf eine lange Geschichte gefasst, auf eine Biografie der genossenen Aromen. Sie kommen von früher. Weit zurück in seiner Geschichte. Da gab es seinen Großvater, der Landwirt war; seine Leidenschaft für Architektur; für die Mechanik; seine Heimat: Pas-de-Calais. Selten konnte sich eine Nischenmarke dafür rühmen, derart autobiografisch zu sein. In Les Eaux Primordiales steckt viel von Arnaud, als ob sein ganzes Selbst in diesen Kompositionen läge. Es gibt keine Einschränkungen bei Les Eaux Primordiales. Keine Anmaßung oder gar Ernst. Man muss sagen, dass Arnaud nichts dazu prädestinierte, Düfte zu komponieren. Die Schule in Arras, Abitur und dann ein Diplom in Elektrotechnik, sein erstes Jahr in der Fertigung von Häagen-Dazs … Und eines Tages wurde es ihm klar: der Wunsch, Parfums zu kreieren, Gefühle in eine Flasche zu gießen. Mit dem Aussehen eines Rugbyspielers, mit 30 Jahren, lebte Arnaud ein ungewöhnliches Leben, teils Ingenieur, teils Parfümeur, zwischen dem Romantischen und dem Prosaischen. Immer teilweise. So fühlte er sich am wohlsten: abseits der ausgetretenen Pfade. Und sein Vorrat an Träumen scheint unerschöpflich …
Feinmechanik der Düfte Eine mutige Mischung aus zeitgenössischer Modernität und schicker Klassik. Die ersten Kompositionen wurden von Arnaud Poulain und Amélie Bourgeois (Studio Flair) kreiert und verweben edle Texturen miteinander, die von ungewöhnlichen Molekülen zum Leben erweckt werden. Das glückliche Aufeinandertreffen von Gefühl und Wissenschaft. © Aus Liebe zum Duft (hb) |