Piguet - Rue du Cirque
Piguet - Rue du Cirque
Unweit der Champs-Élysées im Herzen von Paris eröffnete Robert Piguet in der Rue du Cirque sein erstes Atelier – in der Hoffnung, dass seine Wahlheimat zu dem ersehnten beruflichen Erfolg beitragen würde. Sein Wunsch ging in Erfüllung – Piguet eroberte mit seiner Haute Couture die Modewelt und mit seinen Düften die Herzen von Parfümliebhabern aus aller Herren Länder. So verheißungsvoll wie die Stadt der Liebe – Rue du Cirque zieht uns in seinen Bann, nicht zuletzt, weil er zu überraschen vermag: Im Auftakt beginnt er mit einem aufsehenerregenden Feuerwerk aus schillernden Hesperiden, die zugleich süße Reife als auch herbsaftige Frische zeigen, von Muskatnuss gekonnt kontrastiert. Rue du Cirque vergeudet keine Zeit und versetzt uns umgehend in Staunen, wenn er seine Komplexität offenbart: Zu den Zitrusfrüchten gesellen sich von aromatisch-grünem Blattwerk umrankte Blüten sowie ein sanft-sauberes Maiglöckchen, rosenhaft anmutendes Geranium, cremiger Jasmin sowie exotische Gardenie.
Einem Clair-obscur-Gemälde gleich spielt Rue du Cirque mit Licht und Schatten und offenbart eine unerwartet dunkel-samtige, überaus sinnliche Seite, die von deliziösen Praliné-Noten und seidig-pudrigem Moschus untermalt wird. Der Beginn einer leidenschaftlichen Liebe – Rue du Cirque.
Rue du Cirque ist ein Finalist der Fragrance Foundation 2024 für den Indie-Duft des Jahres.
Robert Piguet – Zwischen Banditen und Rosen
Der berühmte Modeschöpfer und Parfumeur Robert Piguet wurde 1898 im Schweizer Yverdon-les-Bains geboren. Schon mit 17 Jahren zog es ihn trotz des heftigen Widerstands seiner Familie nach Paris, wo sein erster Versuch, sich in der Modewelt einen Namen zu machen, mit der Eröffnung eines eigenen Geschäftes in der Avenue Montaigne scheiterte. Nichtsdestotrotz blieb er seinem Vorhaben treu und arbeitete zunächst für den Modeschöpfer Paul Poiret und das Modehaus Redfern. 1933 war der Zeitpunkt endlich gekommen, einen eigenen Salon in der Rue du Cirque zu eröffnen, welchen er später aufgrund des anhaltenden Erfolges an den Rond-Point des Champs-Elysées verlegte. In dieser Zeit seines großen Durchbruchs arbeiteten Christian Dior, Hubert de Givenchy und Pierre Balmain für ihn, welche alle später ihre eigenen, heute berühmten Häuser gründen sollten.
Piguet bewegte sich stets in Künstlerkreisen und so kam es, dass er zahlreiche Kostüme für Bühnenauftritte entwarf, beispielsweise für bekannte Namen wie Jean Cocteau, Colette, Sacha Guitry und Édith Piaf.
1944 schickte Robert Piguet sich an, auch den Parfummarkt mit Bravour zu erobern: Er veröffentlichte den inzwischen legendären ledrigen Chypre-Duft „Bandit“, welcher von der Ausnahmeparfumeurin Germaine Cellier kreiert worden war, der ersten prominenten Parfumeurin überhaupt. Und wie der Name schon verrät, verlieh dieser Duft dem Träger eine wilde und rebellische Aura, welcher sich unter anderem Marlene Dietrich bediente. Nicht weniger bekannt wurde „Fracas“, der ebenfalls von Cellier kreiert worden war und zu einem der Tuberosendüfte überhaupt wurde – Madonna soll wohl ein großer Fan desselben sein. Beide Düfte sind heute wahre Klassiker, die seit ihrer Wiedereinführung in den schnörkellosen, bauhausangelehnten Flakons ausgeliefert werden, welche ihren historischen und gleichermaßen modernen Charakter unterstreichen.
Robert Piguet fand keinen Nachfolger für sein Modehaus und so sollte es 1951, zwei Jahre vor seinem Tod, geschlossen werden.
© Aus Liebe zum Duft (hb)