Grün, grün, grün sind alle meine Kleider ….

Grün, grün, grün sind alle meine Kleider ….

... grün, grün, grün ist alles was ich hab“. Erinnern Sie sich noch an dieses Lied? Ich trällere das Lied - zumindest im Kopf - jetzt schon seit ein paar Tagen, vermutlich auch, weil es mit meiner Lieblingsfarbe „Grün“ beginnt. Gleichwohl ging es bei diesem Kinderlied aus dem 19. Jahrhundert eher um das Kennenlernen von Berufen und nicht unbedingt um die Farben. Sei’s drum, im Kindergarten war es jedenfalls immer eine große Sache, weil sich jeder vor dem Singen eine Farbe aussuchen durfte.

Dabei haben Kinder im Prinzip noch gar keine Lieblingsfarben, sondern lediglich eine Vorliebe für alles Bunte und Knallige. Erst mit Beginn der Pubertät verfestigen sich nicht nur unsere Farbpräferenzen, sondern plötzlich schwärmen wir auch für seltene, oftmals auch gedeckte oder dunkle Farben. Ich erinnere mich beispielsweise an ein ausgeprägtes Faible für schwarz und dunkelbraun, abgelöst von einer exzessiven Vorliebe für Grün-Blau-Kombinationen (merke: Grün und Blau trägt Kaspers Frau) und nicht zuletzt an die kurze, feministisch angehauchte Liaison d’Amour mit der Farbe Lila ( damals bekanntermaßen “der letzte Versuch“). Schlussendlich beendete ich meine Farbfindungsphase mit Grün in allen Schattierungen. Und nicht einmal eine Farbberatung Jahre später mit allerlei drapierten Tüchern, dem Ergebnis „Wintertyp“ und der dringenden Empfehlung, ab sofort nur noch kalte Farben und vor allem Schwarz, Pink, Türkis oder Weiß zu tragen, brachte dies ins Wanken. Allerdings bevorzuge ich seitdem zugegebenermaßen kalte Grünnuancen.

Übrigens beruht unser Farbempfinden nach Meinung von Psychologen auf Erfahrungen einerseits und instinktiven Denkstrukturen andererseits, d.h. wir haben seit Generationen sogenannte „Archetypen“ und im kollektiven Unterbewusstsein angesiedelte Urbilder menschlicher Vorstellungsmuster, die unbewusst unser Verhalten und damit unser Bewusstsein beeinflussen. Beispielsweise assoziiert fast jeder die Farbe Orange mit Wärme, Rot steht allgemein für Energie, Macht und Gefahr, Grün für Harmonie, Frische und Natur und Blau für Vertrauen, Harmonie und Sicherheit. Welche Lieblingsfarbe aber letztendlich jeder von uns hat, ist davon unabhängig, da diese von individuellen Erfahrungen und Empfindungen geprägt werden. Mit anderen Worte: Orange bedeutet Wärme, aber nicht jeder empfindet Wärme und damit auch die Farbe Orange als angenehm. Laut Umfrageergebnis des Instituts für Demoskopie Allensbach ist übrigens mit 40 Prozent „Blau“ die Lieblingsfarbe der Deutschen. 19 Prozent bevorzugen Rot und 18 Prozent nennen grün als ihre Lieblingsfarbe.

Es ist kein Wunder, dass Designer und Werbestrategen sich unser unbewusstes, kognitives Wissen absatzfördernd zunutze machen. Das fängt bei Verpackungen an und endet mit der passenden Einfärbung des Inhaltes. Oder haben Sie schon einmal Ozeanfrische in einem knallroten Flakon gesehen? Laut Statistik ist in rund 85 Prozent aller Fälle die Farbe entscheidend, ob ein Produkt gekauft wird oder nicht. Machen Sie also bei Ihrer nächsten Duftwahl einfach mal den Alltagstest. Greifen Sie eher zu Ihrer Lieblingsfarbe oder spielt die Farbe eines Flakons bzw. dessen Inhalt keine Rolle für Sie? Vielleicht stellen Sie aber auch fest, dass Ihre Lieblingsfarbe ohnehin bereits zahlreich in Ihrer Duftgarderobe vertreten ist. Übrigens der grüne Flakon ganz oben gehört in jedem Fall schon mal mir!

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.


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