Es ist Halloween und keiner kommt

Es ist Halloween und keiner kommt

Die vergangenen Jahre habe ich damit verbracht, rechtzeitig vor Halloween einen kleinen Vorrat an Süßigkeiten zu horten, damit ich nicht mit versehentlich leeren Händen die Tür öffnen und 5 enttäuschte Kindergesichter ertragen musste. Ausschlaggebend dafür war vor einigen Jahren ein selbstbewußter 12-jähriger, der mein nicht vorhandenes Angebot sehr cool folgendermaßen kommentierte: „Macht nichts, wir nehmen auch Geld“! Seitdem verteile ich das, was da ist und schalte anschließend das Licht aus, die Klingel ab und stell mich tot.

Abgesehen davon, dass Halloween nicht mein Lieblings-Event ist, kann ich dem darauf folgenden November als Monat generell wenig abgewinnen. Lediglich der Februar schneidet auf meiner „worst month“ Liste ähnlich schlecht ab, verspricht aber immerhin theoretisch die Aussicht auf das baldige Ende des norddeutschen Winters. Im November hingegen fängt das Wetterelend erst an: Die Tage sind kurz und regnerisch, die Bäume langsam kahl und unser Garten punktet derzeit nicht mit in der Sonne leuchtendem Herbstlaub, sondern sieht aus wie nach einem Karnevalsumzug: Irgendwie bunt, aber verwüstet.

Hatte der Oktober noch die Option golden zu werden, lockt der November mit Totensonntag und Volkstrauertag. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, das sind sicher wichtige Gedenktage, zur Hebung meiner latent depressiven Stimmung leisten sie allerdings keinen nennenswerten Beitrag. Als ich noch meinen Laden hatte, war der November immerhin arbeitsreich und allein deswegen schnell vorbei. Die georderte Weihnachtsware trudelte nach und nach ein, der Laden musste umgeräumt und dekoriert und die weihnachtliche Schaufensterdekoration organisiert werden.

Und jetzt? Jetzt haben wir zum zweiten Mal einen Lockdown und die große Langeweile droht. Es ist für alle schlimm, dass zumindest für die nächsten vier Wochen wieder so vieles - vom Lieblingslokal bis zum Kosmetikstudio, vom Theater bis zum Schwimmbad - geschlossen bleiben muss. Aber hey, zumindest besteht so die Aussicht, dass wir den Dezember und das Weihnachtsfest halbwegs normal verbringen können. Erste Hinweise darauf, dass zumindest meine Nachbarinnen und Nachbarn mitsamt Kindern endlich anfangen, sich der angespannten Lage entsprechend zurückzuhalten, war bereits an Halloween zu merken: Keiner klingelte und draußen war alles ungewohnt ruhig. Und ich habe die Gelegenheit genutzt, mir die weltschönste Porzellanvase nebst üppigem Blumenschmuck aus Eukalyptus und weißen Hortensien online zu bestellen und mir so den Frühling ins Haus zu holen. Und wenn der Strauß verblüht ist, ist auch dieser November vorbei. Ich habe mir jedenfalls fest vorgenommen, die kommende Zeit schon einmal für erste Weihnachtsgeschenke zu nutzen und das Weihnachtsmenü zu planen, den November davon abgesehen einfach zu ignorieren und mich schon jetzt auf Weihnachten zu freuen. Ist doch eigentlich auch mal ganz schön, alles in Ruhe und nicht auf den letzten Drücker zu planen und zu erledigen, oder? In diesem Sinne, let’s skip November, freuen Sie sich auf einen halbwegs normalen Dezember und vor allem: Bleiben Sie gesund.

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.


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