The Golden Girls

The Golden Girls

Bestimmt zwei Staffeln „Golden Girls“ habe ich mir am Wochenende angeschaut. Ich hatte gelesen, dass die Serie ihr 30-jähriges Jubiläum feiert. Mal abgesehen davon, dass ich bei solchen Daten und Ereignissen immer feststelle, dass der Zahn der Zeit mittlerweile auch an mir nagt, erinnere ich mich zwar an die Serie, habe sie damals aber eigentlich nie gesehen. Eine Sitcom über eine Senioren WG war damals schlicht kein Thema für mich. Warum also jetzt?

Die vier „Golden Girls“ waren ihrer Zeit damals weit voraus: Obwohl zwischen 75 und 85 Jahren alt, standen sie mitten im Leben und Themen wie Alzheimer, Homosexualität, Diskriminierung, Sterbehilfe, Altersarmut oder Aids wurden ebenso mit Leichtigkeit und Witz angesprochen, wie Männerbekanntschaften und Sexualität im Alter. Selbst modisch waren die vier Damen auf der Höhe ihrer Zeit und überzeugten überraschend stilvoll im übrigens aktuell wieder hochangesagten 80er Jahre Look mit Glitzer, Pink und breiten Schultern.

Kein Wunder, dass die „Golden Girls“ heute wie aus der Zeit gefallen wirken. Denn die Realität sieht leider anders aus. Beim Betrachten vieler Altersgenossinnen bleibt oft nur die Wahl zwischen „Skylla und Charybdis“. Während die einen fast schon zwanghaft mit Minirock, Spaghettiträgern und Tattoo dem Jugendlichkeitswahn frönen oder mit Tochter und Enkelin im „Wir sind Schwestern“-Einheitslook auftreten, wappnen sich die anderen mit Schutzhelm, ungefärbten Haaren, Warnweste, Dreiviertelhose, Sandalen und Anorak gegen die Unbillen des Alltags. Ehrlich gesagt, finde ich das eine so schrecklich wie das andere und frage mich: Warum ist es so schwer, mit Würde und trotzdem stilvoll zu altern?

Ganz einfach, weil man einen persönlichen Stil erst einmal haben muss und es Mühe macht, diesen dynamisch anzupassen. Es fängt damit an, dass man zunehmend Zeit und Pflege investieren muss, um halbwegs so auszusehen wie früher und endet mit der Frage vorm Kleiderschrank mit all seinen Lieblingssachen, ob man dieses oder jenes Teil noch tragen kann. Übrigens, bin ich mit meiner gleichaltrigen Freundin zu dem Ergebnis gekommen, dass man sich diese Frage in der Regel grundsätzlich mit „nein“ beantworten sollte. Weil es dann eben nicht mehr stilvoll und angemessen wäre. Soviel dazu.

Allerdings verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich bin die Letzte, die sich für einen grau normierten Alltagslook stark machen würde. Wenn Sie schon immer ein bunter Vogel waren, bewahren Sie es sich. Waren Sie zeitlebens ein klassischer Typ, wunderbar. Bleiben Sie ihrem Stil treu. Wenn Sie sich wohlfühlen, ist alles gut. Sollten Sie das Gefühl haben, das eine oder andere geht irgendwie nicht (mehr), dann trauen Sie Ihrem Gefühl und kaufen sich statt einer neuen Klamotte lieber einen neuen Duft. Denn sind wir doch mal ehrlich: Parfums sind ähnlich aus der Zeit gefallen wie die „Golden Girls“. Niemand würde auf die Idee kommen zu denken: Oh, dieser Duft in Ihrem Alter? Düfte sind nicht nur tröstlich zeitlose Begleiter, sondern sie machen es uns viel leichter, unseren Gefühlen zu folgen und zu entscheiden: Das mag ich und das bin ich. Heute, morgen oder für die Ewigkeit.

Liebe Grüße
Christiane

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.


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