Am See

Sagen wir’s mal so: Ich würde lieber in einem See schwimmen als im offenen Meer zu baden. Aber wenn ich ehrlich bin, bevorzuge ich im Zweifelsfall einen Pool. Mit anderen Worten: Als „Wasserratte“ würde ich mich nicht gerade bezeichnen. Aber, auch wenn ich nicht gern im Wasser bin, liebe ich es sehr, am Wasser zu sein. Insofern betrachte ich die Postkartenidylle eines malerischen Sees ebenso gern wie ich von der wilden Brandung des Meeres fasziniert bin. Vermutlich ist dies das Ergebnis, wenn man als Sternzeichen „Schütze“ mit dem Aszendenten „Fische“ ist. Der Fisch will halt Wasser, während das Feuerzeichen Schütze Wasser sicherheitshalber lieber mit etwas Abstand betrachtet.

Seen gelten als romantisch und idyllisch, sie wirken lieblich und beruhigend und sind meist eingebettet in eine pittoreske Landschaft. Mit Meeren und Ozeanen hingegen verbindet man landläufig nicht nur unendliche Weite und Tiefe, sondern sie gelten auch als gefährlich und unberechenbar. Dabei vergißt man allzu schnell, dass auch Seen riesig groß und ungleich tiefer sein können als so manches Meer. Man denke nur an den größten See der Welt, das Kaspische Meer mit 371.000 Quadratkilometern und einer Tiefe von bis zu 1.000 Metern. Andererseits gibt es „Meere“, die in Wirklichkeit Seen sind, wie z.B. das Steinhuder Meer in der Nähe von Hannover, das mit maximal drei Metern Tiefe zudem ein eher seichtes Gewässer ist. Hingegen sind Nord- und Ostsee natürlich Meere und definitiv keine Seen. Was nun aber den genauen Unterschied zwischen Ozean und Meer einerseits und See oder Teich andererseits betrifft, herrscht(e) nicht nur bei mir einige Verwirrung. Um es kurz zu machen: Sowohl Seen als auch Teiche sind Binnengewässer, die vollständig von einer Landfläche umgeben sind. Ab einer Größe von einem Hektar spricht man von einem See, alles andere ist ein Teich. Übrigens können sowohl Seen als auch Teiche künstlich angelegt sein, und trocknet ein See oder Teich immer mal wieder aus, spricht man von einem Tümpel. Der Unterschied zwischen Ozean und Meer ist relativ schnell erklärt: Meere sind entweder Teil eines Ozeans oder haben sie haben eine direkte Verbindung zum Ozean.

 

Flakons am See

 

Aber ob nun See oder Meer, den Duft, den man sich gemeinhin in einem Parfum wünscht, hat mit der Realität selten etwas zu tun. Ein Duft ist immer Interpretation und vor allem auch Imagination. Und das ist auch ganz gut so. Man stelle sich beispielsweise den Geruch eines modernden Tümpels vor oder einen See, den nicht nur eine Vielzahl brütender Graugänse bevölkern, sondern auch deren Hinterlassenschaften. Und auch am Meer ist die Realität meistens eine andere. Denn zumindest an der Nordseeküste gibt es statt Meeresbrandung und feinem Sand unter den Füßen, allzu oft Ebbe mit Watt, Schlick und Muschelbänken. Und sollte tatsächlich mal Flut sein, ist das Meer durch den aufgewühlten Sand trübe, grau und meistens empfindlich kalt, während der angespülte Seetang für die authentisch fischige Note sorgt.

Wieviel schöner ist da ein Duft, der verspricht, das reflektierende Licht des kühlen Wassers eines romantischen Sees einzufangen oder das mit zarten Blüten getupfte Grün am Ufer, dessen wilde Kräuternoten sich mit einem Hauch von Salz in der Luft vermählen. Stellen Sie sich ein paar verführerisch verspielte Nymphen vor, die sich im vergehenden Mondlicht an einer erfrischend sprudelnden Quelle tummeln oder einen Fischer, der sich in der kühlen Luft des anbrechenden Tages mit seinem Boot einen Weg durch die sich langsam öffnenden, pastellfarbenen Seerosen und Lotusblüten bahnt. Sie könnten aber auch mit einem Rivaboot zur „Isolino“ fahren, einer winzigen Insel inmitten des Lago Maggiore, um sich zu einem Rendezvous zu treffen in einem romantisch verwunschenen Garten mit weißen Blüten und zartem Grün. Oder denken Sie an einen sanft plätschernden Regen, der sich mit dem smaragdgrünen Wasser einer exotischen Meeresbucht mischt. Das sind die Träume und Bilder, die nur ein Parfum evozieren kann. Insofern genieße ich den Duft der Seen und Meere dieser Welt allzu gern aus einem kleinen hübschen Fläschchen, während ich die aktuell ohnehin nicht so tolle Realität für diesen Moment einfach mal ausblenden kann.

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.


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