Frohe Ostern

Kaum ist Weihnachten vorbei, ist schon Ostern. Zumindest habe ich diesen Eindruck, wenn sich Ende Januar in den Regalen der Lebensmitteldiscounter statt Lebkuchen und Spekulatius plötzlich Ostereier und Schokoladenhasen türmen. Und doch dauert es dann noch so lange, dass ich Ostern spätestens Mitte März wieder verdrängt habe. Da ist es dann gut, dass es die Deutsche Bahn gibt. Die hat ihren Fahrgästen nämlich via X (Twitter) bereits am 1. März  eine angenehme Fahrt am Karfreitag mitsamt „Kommen Sie gut ins Osterwochenende“ gewünscht und damit nicht nur ihre Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt, sondern auch das Netz amüsiert. Bei aktueller Betrachtung und Streiklage, könnte man das jedoch weniger als „faux pas“, sondern vielmehr als vorausschauend bewerten; ist es doch gar nicht unbedingt sicher, dass die Bahn zu Ostern auch fährt.

 

 

Nichtsdestotrotz ist es auch nicht so einfach, sich das Osterdatum zu merken. Denn im Unterschied zu Weihnachten, ist Ostern ein beweglicher Feiertag und findet daher nicht immer am gleichen Datum statt. Dabei ist es im Grunde genommen dann doch recht simpel: Ostern ist grundsätzlich am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling. Und da der Frühlingsbeginn bekanntermaßen am 21. März ist, muss man nur auf den nächsten Vollmond warten …. oder schaut gleich auf’s Handy. Aber egal, an welchem Datum Ostern ist, eines steht fest: Die Ostertage beginnen mit dem Gründonnerstag und enden mit dem Ostermontag. In diesem Jahr also vom 28. März bis zum 1. April. Die Brückentag-Spezialisten unter uns wissen das natürlich längst. Braucht man doch lediglich zwei Urlaubstage, um aus einem normalen Wochenende einen 6-tägigen Kurzurlaub herauszuholen oder 4 Urlaubstage für eine 10-tägige Auszeit. Allerdings sollte man sich dafür spätestens am 1. Arbeitstag des neuen Jahres schonmal in die lange Schlange derer einreihen, die die gleiche Idee haben. Brückentage sind insbesondere unter Angestellten ein begehrtes Gut. Aber am besten kauft man sich gleich zu Jahresbeginn eine Bildzeitung, denn die weiß wie es geht: „So machen Sie aus 18 Urlaubstagen 44 freie Tage“. Kein Wunder, dass diese Art der Urlaubsplanung unter Insidern auch „Bildzeitungsurlaub“ genannt wird. Funfact: Nur 10 Prozent der Deutschen planen in 2024 keine Urlaubsreise, dafür will jeder dritte in diesem Jahr zweimal verreisen - trotz gestiegener Preise übrigens am liebsten in die Ferne und mit dem Flugzeug. Die Reiselust der Deutschen ist nicht nur ungebrochen, sondern steigt sogar. Es hat den Anschein, dass sich die Hauptsorgen der Deutschen vor dem Verlust ihres Wohlstandes und der Angst vor dem sozialen Abstieg definitiv nicht in ihrer Reiselust widerspiegeln. Oder doch? 

Urlaubsreisen sind längst zum Statussymbol mutiert. Und da geht zunehmend weniger um den Erholungswert als vielmehr um schöne Hotels, angesagte Locations und Lifestyle. Und den genießt man nicht nur, sondern zeigt ihn auch offensiv und gerne, u.a. in den sozialen Medien. Das Reiseziel ist Ausdruck des persönlichen Lebensstandards. Und wenn man den verliert, ist eh alles vorbei. Deshalb geht vermutlich eher die Welt unter, als man auf den wohlverdienten Urlaub verzichtet. Dabei ist Deutschland selbst trotz „Flugscham“ für viele zunehmend keine Alternative. Während die Verbraucherpreise seit 2019 im Allgemeinen um rund 13 Prozent gestiegen sind, muss man für den Urlaub im Inland im gleichen Zeitraum 26 Prozent mehr investieren; an manchen Orten, wie beispielsweise auf der angesagten Insel Norderney, auch weitaus mehr. Insofern ist die ungebremste Reiselust der Deutschen vielleicht auch einfach nur eine temporäre Flucht vor Teuerungsrate und Dauer-Krisenstimmung, zumal es in vielen anderen Ländern auch einfach mehr fürs Geld gibt, damit am Ende trotzdem noch der eine oder andere kleine Luxus drin ist. Übrigens am meisten wert ist der Euro in Vietnam, Usbekistan, Kolumbien und Angola. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen - ob daheim oder in der Ferne - Frohe Ostern und - sofern Sie verreisen - einen schönen Urlaub.



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