Licht aus, Spot an!

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Schallplatte? Dann sind Sie vermutlich entweder vintageliebender Vinylfan oder Sie haben die 50 mehr oder weniger deutlich überschritten. Aber egal wie alt man ist: Musik gehört im Leben eines Teenagers einfach dazu. Lediglich die Tonträger und die damit verbundenen Rituale haben sich gewandelt und sich wie die Lieder, die man hört(e), dem jeweiligen Zeitgeist angepasst.

Meine erste Langspielplatte war von J.J.Cale. Sie hat damals unfassbar teure 22 DM bzw. fünf Stunden Babysitten gekostet. Da war ich 17 und war - zumindest was das „Musikbusiness“ betraf - ein Späteinsteiger. Eine neue Schallplatte - ob Single oder Langspielplatte - war damals ein Ereignis, zu dem man sich mit 12 Jahren ausgelassen tanzend und mitsingend vor dem aufklappbaren Plattenspieler traf und später dann mit 15 oder 16 in andächtig erwachsener Runde und mit Kennermiene lauschend zusammensaß. Bereits das Entfernen der Hülle war ein Ritual, denn das kostbare Stück durfte unter keinen Umständen auf den Rillen mit den Fingern berührt werden. Dann erfolgte möglichst lautlos das Aufsetzen des Plattenarmes auf die Schallplatte.

 

 

Mein Plattenspieler (ein Geschenk von Tante Helga) war leider vollautomatisch, d.h. man betätigte einen Schalter und dann ging es los. Dummerweise disqualifizierte mich das mehr oder weniger als uncoolen Vollpfosten, denn die Mindestanforderung war damals ein halbautomatischer „Direct Drive Semi Automatic Turntable“, d.h. der Plattenarm wird manuell auf den Plattenteller geschwenkt und dann mit einem Hebel langsam und gefühlvoll abgesenkt; ist die Platte zuende, geht der Plattenarm automatisch zurück. Na ja, und die wirklich Coolen schafften das damals komplett manuell, mit viel Gefühl und vor allem ohne fieses Geräusch. War die Platte gelaufen, gab jeder sein kompetentes Urteil ab, inkl. vorsichtigen Anfragen zur Ausleihe. Zahlreiche Anfragen waren übrigens einerseits eine Art Ritterschlag zum guten Musikgeschmack, andererseits jedoch die Garantie, dass das kostbare Stück irgendwann zerkratzt und und mit unschönen Fingerabdrücken übersäht zurückkehrte und damit mehr oder weniger ruiniert war. Ein Grund, weshalb die wahren (meist männlichen) Plattenprofis nicht nur standhaft eine Ausleihe verweigerten, sondern ihre Schätze lieber mitbrachten und sie dabei unter keinen Umständen aus der Hand gaben. Kein Wunder, dass Tüten von angesagten Plattenläden damals beliebte Accessoires für die Jungs waren, während Mädchen im Zweifelsfall lieber „Edelboutique“ und später „Jute statt Plastik“ trugen.

1963 startete mit der Erfindung der Compact Cassette eine neue Ära, denn mit dem Siegeszug des Kassettenrekorders begann eine neue Begegnung der musikalischen Art. Es war die Geburtsstunde des sog. Mixtapes. Wenn jemand jemanden sehr mochte oder beeindrucken wollte, wurde damals ein Mixtape aufgenommen. Denn anstatt förmlich zu fragen „Willst Du mit mir gehen?“ (und womöglich eine peinliche Abfuhr zu riskieren), war es so viel subtiler für die Angebetete ein Mixtape aufzunehmen und irgendwo einen Song mit „I love you“ unterzubringen. Außerdem: Mit einem Mixtape konnte man nicht nur Personality und Gefühl zeigen, sondern auch musikalische Expertise und Kreativität beweisen. Mixtapes wurden ebenso sorgfältig zusammengestellt wie liebevoll verziert, beschriftet und mit einem eigenen Titel versehen. Ich besitze bis heute noch ein paar Mixtapes, an deren Urheber ich mich nicht erinnere, aber ihre musikalischen Kunstwerke bleiben für die Ewigkeit. 75 Millionen Leerkassetten wurden übrigens 1979 allein in Deutschland verkauft und bis 1995 gab es garantiert keinen einzigen Teenager, der nicht mindestens einmal in seinem Leben eine (Leer)kassette in ein Tapedeck geschoben hat. Zwar gab es dann irgendwann auch selbstgebrannte CD’s, aber im Vergleich mit der Musik-Couture aus dem Tapedeck, hatte das lediglich Discount-Charme.

Und heute? Da tauscht man Playlists von Spotify oder verschenkt Downloads von Apple und Gutscheine von Amazon. Das ist sicher praktisch und Musik ist letztlich Musik. Aber irgendwie ist es doch unsexy, unpersönlich und damit reizlos, oder? Was also tun, wenn man heute verliebt ist, aber verbal auf dem Schlauch steht? Blumen gehen ja bekanntermaßen immer, aber nicht von ungefähr hat die Kunst der Parfümerie viele Parallelen zur Musik. Von der Inspiration und Komposition aus verschiedenen Noten bis zum Namen, kann man einen Duft fraglos für sich sprechen lassen. Also wie wäre es mit einer duftenden Einladung ins Ballet, zu einem entspannten Abend im Jazz Club, einem Musikfestival oder in die Oper? Und dem anderen unverblümt mitzuteilen, dass man gerade sehr glücklich ist, geht ja sowieso immer.

Christiane Behmann Christiane Behmann ist Diplom Sozialwissenschaftlerin und Texterin. Nachdem sie lange Jahre als Pressereferentin für verschiedene Unternehmen tätig war, wagte sie 2000 mit einer eigenen Werbeagentur den Schritt in die Selbständigkeit. 2007 gründete sie das „Archiv für Duft & feine Essenzen“ und war damals eine der ersten Bloggerinnen Deutschlands. Seit 2009 war sie außerdem Inhaberin vom Duftcontor in Oldenburg und arbeitet jetzt wieder in ihrem alten Beruf.


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