Cheers to 2024

Ich hoffe doch, dass Sie die Festtage angenehm verbracht oder zumindest gut überstanden haben. Ich weiß nur allzu gut, dass vor allem Feiertage und insbesondere Weihnachten als erklärtes „Fest der Liebe“ mit hohen Erwartungen und einer ganzen Kette von freien Tagen, jede Menge Konfliktpotential bergen und so manche Hoffnung auf Harmonie und Frieden nicht erfüllt wird. Das fängt bei unterschiedlichen Vorstellungen über Traditionen und den Ablauf des Festes an, und hört bei ungeliebten Familienmitgliedern auf, denen man im Laufe des Jahres erfolgreich aus dem Weg gehen konnte.

Als Kind ist das alles einfach, und die Erwartungshaltung ist simpel: Hauptsache, ich bekomme alles, was auf dem Wunschzettel steht. Während meine Mutter den ganzen Tag zunächst mit dem Schmücken des Baumes und später mit der Zubereitung des Essens beschäftigt war, galt es für uns lediglich, die Zeit bis zum frühen Abend zu überstehen. Mein Vater hingegen trat eher wenig in Erscheinung und war lediglich für den geraden Stand des Baumes - damit die Kerzen nicht kleckern - und für die finale und fachgerechte Befestigung der Christbaumspitze zuständig. Aber defakto war er natürlich der Zuchtmeister im Hintergrund, der allein durch seine ungewohnte Anwesenheit bereits am Nachmittag für eine eher unentspannte Ruhe unter uns Kindern sorgte. Um dann endlich zur Bescherung an die heiß ersehnten Geschenke zu gelangen, galt es noch ein paar weitere Hürden zu nehmen: Erst Bockwurst mit Kartoffelsalat, dann warten bis Mama die Weihnachtsglocke läutet, schlussendlich andächtig den Raum betreten und gemeinsam ein Lied singen sowie ein (möglichst kurzes) Gedicht aufsagen. Letzteres übrigens zum Entzücken meiner abwechselnd eingeladenen Großeltern gerne auch auf plattdeutsch. Wenn wir uns dann endlich wie die Berserker auf die Geschenke stürzen durften und in einer gewaltsam anmutenden Orgie alles aus dem Geschenkpapier gerissen, bestaunt und ausgiebig bespielt hatten, durften wir aufbleiben, bis die Kerzen abgebrannt waren. Und sofern beispielsweise nicht die „Petra“ statt der auf dem Wunschzettel bestellten “Barbie" für eine kurzzeitige Enttäuschung sorgte, war Weihnachten immer wunderbar. Aber wie sagte schon Loriots Opa Hoppenstedt: „Früher war mehr Lametta“.

 

Cheers to 2024

 

Ich kann nicht einmal mehr genau sagen, wann Weihnachten für mich zu einer eher ungeliebten Pflichtveranstaltung wurde. Vielleicht lag es an meinem zunehmend kritisch erwachsenen Blick oder das Fest veränderte sich tatsächlich. Jedenfalls hätte ich mit 17 Jahren den Heiligabend in meiner Familie etwa so beschrieben: Während meine Mutter unverdrossen und ganztägig mit der Bewirtung der Familie beschäftigt war, fragte sie mindestens alle fünf Minuten während des Festessens, wie und ob es uns schmeckt. Andererseits fand sie kaum die Zeit, unsere zumeist selbstgebastelten Geschenke gebührend zu bestaunen und vor allem zu würdigen. Mein Vater hingegen versank im Laufe des fortschreitenden Abends zunehmend unruhig in seinem Sessel und bürstete sich mangels ungeteilter Aufmerksamkeit von Ehefrau und Kindern langsam auf Krawall. Spätestens um 21:00 Uhr drohte die Stimmung zu kippen und ich war froh, dass ich von meinem Freund dank seines frisch erworbenen Führerscheins abgeholt wurde und die ungeliebte Veranstaltung vorzeitig verlassen konnte. Was übrigens mein(e) Weihnachtsgeschenk(e) betraf, so hielt sich der Überraschungsfaktor ohnehin in engsten Grenzen. Schließlich hatte ich meinen Wunsch innerhalb des Budgets von 100,00 DM bereits Wochen zuvor samt Preis und Bezugsquelle diktiert und es galt lediglich, die Qualität und Authentizität zu prüfen.

Mittlerweile hingegen, ist Weihnachten für mich wieder ein schönes Fest. Meine Erwartungen beschränken sich auf ein paar ruhige Tage mit ausschließlich wohlmeinenden und netten Menschen. Und wer mich nicht mag, kann gerne und ohne Groll zuhause bleiben - ob Familie oder nicht. Meine Schwester kommt mitsamt Freund aus Berlin zu Besuch und holt vorher meine mittlerweile 89jährige Mutter ab. Dann wird gemeinsam festlich gegessen, entspannt gefeiert und alle sind zufrieden. Was die Geschenke betrifft, so habe ich fürs Erste neben gut ausgesuchtem Lesestoff, genügend ausgefallene Esswaren und „geistige“ Getränke.

Gänzlich entspannt und ohne Erwartungsdruck wird es dann zwischen den Jahren und erst Recht zu Silvester. Wenn es passt, gehen wir feiern. Und wenn wir dazu keine Lust haben, bleiben wir mit einem guten Essen und einer Flasche Champagner Zuhause. Dann schauen wir alle Folgen der „Schatzinsel" und anschließend bis in die Puppen „Rock around the clock“.

In diesem Sinne wünsche ich ihnen mit einem Drink Ihrer Wahl (siehe Auswahl unten) einen Guten Rutsch und natürlich ein tolles neues Jahr und sage "Cheers to 2024".



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